28.04.2011

Magicka

Magicka, ja. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Diablo Klon: Isometrische Draufsicht, Monster niedermetzeln. Zauber wie Blitzschläge und Feuerbälle kennt man ja auch schon zu genüge. Aber die Ähnlichkeiten zu Diablo und Co. sind eher oberflächlich.
Bei Magicka besitzt der Spieler keine Stats oder feste Skills, kein Inventory, bekommt keine Quests, geht nichts verkaufen und es gibt auch keine zufallsgenerierten Dungeons.
Für die ganzen, bis zum Spielende abgefackelten, zerquetschten, gebrutzelten und tiefgefrorenen Monster gibt es nicht einen einzigen Erfahrungspunkt und auch kein Levelup. Die Spielfigur selbst besitzt bereits direkt nach dem Tutorial fast ihr komplettes Machtpotential - und trotzdem wird man im Laufe des Spiels quasi vom Zauberlehrling zum Erzmagier.
Was Magicka nämlich einzigartig macht, ist das Magiesystem, das dem Spieler gleich von Spielbeginn an eine riesen Kampfkraft in die Hände legt, aber ganz bewusst ohne Schokolade Gebrauchsanleitung.


Um nun zu erklären wie das in der Praxis funktioniert, gleichzeitig aber ohne zuviel vorweg zu nehmen, muss ich wohl das Magiesystem ein wenig ausführlicher beschreiben.
Die meisten Spiele, die dem Spieler ermöglichen "Spells" zu "casten" (*hust*), beschränken dies durch Mana, MP oder ähnliches, während man als Spieler den gewünschten Zauber zum Beispiel aus einer Liste auswählt, oder auf einen Hotkey legt.
In Magicka geht man die Dinge auf eine andere Art an. Kern des Spiels ist ein Elementesystem, über das sich die verschiedenen Zauber aktivieren lassen. Es gibt dabei acht verschiedene Elemente (Feuer, Wasser, Eis etc.), die sozusagen als Zutaten für Zauber fungieren.
Bis zu fünf Elemente lassen sich gleichzeitig auswählen, und je nachdem welche das sind, ergibt sich daraus ein anderer Zauber. Ein einzelnes Feuer Element zum Beispiel, erzeugt einen Feuerstrahl. Fünf Feuerelemente, und man bekommt einen größeren Feuerstrahl. Baut man zum Beispiel ein Erdelement mit ein, bekommt man stattdessen einen Feuerball.
Das klingt nun vielleicht nicht besonders aufregend, aber mittels der acht Elemente lassen sich eine Unmenge verschiedener Effekte erzeugen. So erschafft man Erdwälle, magische Landminen, Regenwolken und vieles mehr. Alle Zauber lassen sich zudem auf vier verschiedene Arten ausführen. Entweder direkt in eine vorgegebene Richtung, als Umgebungseffekt um die Spielfigur herum, oder auf den Spieler selbst, was im Falle der meisten Schadenszauber natürlich nicht zu empfehlen ist. Eine Menge nützlicher Effekte gibt es jedoch auch. Desweiteren kann man die Elemente auch auf die mitgeführte Waffe anwenden, um so den nächsten Schlag z.B. mit einem Eiseffekt zu versehen und vieles mehr.
Und last but not least gibt es im Verlauf des Spiels noch eine Reihe an Zauberbüchern zu finden, die das Repertoire ein wenig erweitern mit Effekten wie "Haste", oder einen Teleportspruch. Auch diese Sprüche werden mittels einer Kombination von Elementsymbolen ausgewählt, der spezielle Effekt jedoch mit einer wieder anderen Taste ausgelöst.

Die obige Beschreibung würde ich nun eigentlich gern mit ein paar Beispielen untermauern, um aufzuzeigen, welche wunderbaren Möglichkeiten das Magiesystem von Magicka so bietet... ich tu es aber nicht. Nicht nur, dass es eine Menge Text werden würde, sondern es wäre auch sehr kontraproduktiv was den Spielspaß angeht, für diejenigen die noch vorhaben es mal zu spielen. Ich würde deswegen auch unbedingt empfehlen, FAQs, Videos (evtl. auch andere Reviews, denn meine Meinung ist eh die einzig wichtige!) etc. zum Spiel zu vermeiden ehe man es zumindest einmal selbst durchgespielt hat.
Warum das? Nun, wie Eingangs bereits angedeutet, besitzt man schon direkt nach dem kurzen Tutorial alle magischen Elemente und hat somit Zugriff auf einen Großteil der im Spiel vorhanden Zauber. Dass man zu diesem Zeitpunkt aber trotzdem noch kein Meistermagier ist, liegt vor allem an zwei Dingen: Zum einen kennt man als Spieler noch nicht die Möglichkeiten, Wirkungsweisen und weiteren Einzelheiten der verschiedenen Zauber, und zum anderen hat man die Steuerung wahrscheinlich noch nicht ganz im Griff.
Die Steuerung für dieses Spiel wird oft als unintuitiv kritisiert... was durchaus stimmt, aber genau das darf auch so sein. Auch das Bedarf einer kleinen Erklärung:
Für jedes der Elemente gibt es eine Taste (Q bis R und A bis F), ein Druck auf die  rechte Maustaste entfesselt diese in eine vorgegebene Richtung. Mit Shift modifiziert wird es zu einem Flächenzauber, per Druck auf's Mausraud zaubert man auf sich selbst. Besonders am Anfang kommt es oft zu Verwechslungen, und mal heilt man den Gegner, mal erschlägt man sich selbst mit einem Felsbrocken. Dazu kommt, dass man die Position der Elemente auf dem Keyboard noch nicht verinnerlich hat und öfter auf das kleine, stets eingeblendete Layout zurückgreifen muss, um die richtigen Elemente auszuwählen.
So stolpert man zu Anfang des Spiels sehr unbeholfen durch die Gegend, bedient sich nur der einfachsten Zauber weil man das ganze Potential des kleinen Kaputzenmännchens das man steuert noch garnicht kennt.

Als Gegner bekommt man dabei zunächst noch ein paar Goblins vorgesetzt, die sich mit den einfachsten Zaubern auch sehr leicht abräumen lassen. Doch schon bald stocken die Gegner auf und man bekommt es mit einer breiten Palette an verschiedenen Kreaturen und teilweise auch gegnerischen Zauberern zu tun. Da der kleine Magier nicht sonderlich viel aushält, steht zwischen ihm und dem sicheren Tod in Form der feindlichen Horden nur die eigene Zauberkraft.
Und weil das Spiel nach dem Tutorial keine weitere Hilfestellung zu den Zaubern mehr gibt, ist man als Spieler gefordert, mit den verschiedenen Elementen zu experimentieren. Auf gut Glück kann man einfach ein paar Elemente zusammenmischen und austesten was dabei heraus kommt. Viele Zauber machen nicht viel Sinn, andere sind regelrechte Geheimtipps.
Manche Spielsituationen erfordern sehr bestimmte Kombinationen von Sprüchen, oder lassen sich mit diesen zumindest sehr viel leichter lösen. Die hilfreichsten Kombis und Möglichkeiten vorweg zu nehmen würde natürlich den ganzen Spaß am Ausprobieren zunichte machen, was auch der Grund ist wieso ich hier zum Teil etwas um den heissen Brei herumschreibe.

In einem RPG ist es immer ein schöner Moment, wenn man ein Levelup bekommt, oder einen neuen Skill oder Zauber. Magicka geht an die gleiche Sache von einer anderen Seite heran, und diese tollen Momente kommen dann, wenn man eine neue Möglichkeit entdeckt wie man seinen Gegnern das Leben zur Hölle machen kann. Das ganze ist dabei wirklich so vielseitig, dass man auch nach Ewigkeiten des Spielens noch neue und praktische Möglichkeiten findet. Man wächst also als Spieler selbst während des Spiels, und somit bekommt dieser Aspekt des "Macht gewinnens", den man aus RPGs kennt, hier eine ganz neue Note.

Nochmal eine ganze Nummer lustiger wird das alles natürlich im Coop Modus, den Magicka sogar für zwei (bis vier) Spieler an einem PC anbietet. Während Spieler eins mit Tastatur und Maus zu Werke geht, benutzt der zweite und jeder weitere Spieler ein Gamepad. Leider ist das Gamepad ein gewisses Handicap, da das Auswählen der Elemente mit dem rechten Analogstick zwar durchaus gut funktioniert, aber nicht so schnell geht wie auf der Tastatur. Trotzdem eine sehr spaßige Sache, denn ich meine: "2 Spieler Coop an einem PC", mehr muss man doch eigentlich garnicht sagen um zu wissen, dass es Spaß machen wird.
Das Spiel wird mit zwei Leuten gleich ein ganzes Stück einfacher, da es einen Wiederbelebungszauber gibt der sehr schnell und leicht auszuführen ist, und damit ist es erst zuende, wenn man komplett überwältigt wurde und beide Spieler tot sind. Die einfache Wiederbelebung ist sicher auch nötig um größeren Ärger zu ersparen, denn im Eifer des Gefechts hat man schnell mal versehentlich seinem Mitspieler einen Strick gedreht durch irgendeinen unüberlegten Zauber. (Meine Mitspielerin hat mich immer gleich angefaucht wenn das mal passiert ist, was vielleicht auch daran lag, dass ich mich jedesmal darüber kaputtgelacht habe. =) Dafür macht das Entdecken des Magiesystems zu zweit gleich doppelt Spaß. Die Teils recht schwierigen Bosse sind auch deutlich weniger frustig, wenn man eine Taktik absprechen kann und dann jeder seine Rolle übernimmt. Auch hier könnte ich wieder Beispiele aus dem Spiel nennen, aber um Gameplay Spoiler zu vermeiden, tu ich's nicht.

Für jeden der sich nicht entmutigen lässt wenn ein Spiel einen etwas schweren Einstieg besitzt, und mal wieder ein Spiel möchte in dem einem nicht alles vorgekaut wird, kann ich Magicka nur empfehlen. Besonders natürlich mit Mitspieler im Coop Modus.
Eine kostenlose Demo gibt's bei Steam übrigens auch, und wie ich gerade sehe auch ein "Four Pack", viemal Magicka zum Preis von zwei, damit man drei Exemplare hat um sie an Freunde weiter zu geben, und dann im Viererteam durchs Spiel zu ziehn. Lustige Idee.

5 Kommentare:

  1. Ich habe das Spiel bereits bei einem Kumpel gesehen und dachte auf dem ersten Blick auch so: Ach, das ist doch bestimmt so nen' schlechter Diablo-Klon. Aber als ich ihm dann beim Spielen zugesehen habe, habe ich relativ schnell festgestellt, dass da mehr dahinter steckt. Ich finde vor allem dieses Kombinieren der einzelnen Elemente extrem interessant.

    Ist es eigentlich immer noch so stark verbuggt, oder hat sich das mittlerweile gegeben?

    Gruß Twaldigas

    AntwortenLöschen
  2. Weiß nicht, ich fand es eigentlich garnicht so verbuggt. Im Storymodus hatte man es manchmal, dass die Figuren am Anfang von den Zwischensequenzen eine falsche Pose hatten oder es sonstwie komisch war. War aber nix was das Gameplay gestört hätte.

    Abgestürzt ist es bei mir eigentlich nur, als ich es mal mit Beschwörungen ein wenig übertrieben hatte.

    AntwortenLöschen
  3. Mal völlig Of Topic... weil ich nicht wusste, wo ich es hinpacken sollte...

    1) Neues Layout?

    2) Rumpelkammer... lol* wo ich das gelesen hatte, musste ich mich beeumeln vor lachen. Miew versteht was von Deutschen Gebrauchtartikeln ^_^

    3) Viel Spass beim Kuchen backen und essen.

    AntwortenLöschen
  4. Haha =)
    Naja, wollte mal ein bisschen umbauen, und habe zum Test ein einspaltiges Layout eingestellt. Ich weiß nicht... ist das ok? Dachte es wäre vielleicht ein wenig interessanter als der typische Kram da links oder rechts. Wirkt irgendwie so überladen, jedenfalls für ein Blog in dem vielleicht jede Woche mal ein neuer Artikel auftaucht.

    Da wo jetzt "Kuchen backen" steht, da soll dann auf der Hauptseite noch ein bisschen was allgemeineres hin. Habe es so hinbekommen, dass das in den Artikeln nicht auftaucht.
    Ja, und der ganze Kram kommt nach unten in die "Rumpelkammer". Ob es dann überhaupt noch jemand sieht, ist natürlich die Frage, hmm..

    AntwortenLöschen
  5. Sieht so aus als wenn ich einen Übergangsersatz für Diablo 3 gefunden habe. Schönes Review, Danke dafür :)

    AntwortenLöschen