Nachdem ich nun gute zwei Wochen lang den größten Teil meiner (leider etwas knapp gewordenen) Freizeit diesem Spiel gewidmet habe, ist es wohl nur noch Formsache, auch noch ein Review darüber zu schreiben. Obwohl sich ja nach den vorangegangenen Einträgen jeder schon denken können wird, wie die Sache ausfallen könnte, und, dass ich kaum etwas Schlechtes zu sagen habe.
Am Grundprinzip hat sich seit Starcraft 1 nicht viel geändert. Die Steuerung ist nun auf Warcraft 3 Niveau, d.h. ein paar Kleinigkeiten sind dazu gekommen, wie das Durchschalten verschiedener Einheiten einer Gruppe per Tab-Taste oder die Möglichkeit, nun auch mehrere Gebäude gleichzeitig auszuwählen, und allen auf einmal Bauaufträge zu geben, welche dann automatisch von der Fabrik mit den wenigsten Aufträgen in der Warteschlange angenommen wird.
Einheiten mit Spezialfähigkeiten setzen jetzt nicht mehr alle auf einmal die jeweilige Fähigkeit ein, wenn man mehrere angewählt hat während man den Befehl gibt. Es kommt also nicht mehr vor, dass 12 Battlecruiser ihre Yamato Kanone auf ein Ziel abfeuern blos weil der Spieler verpeilt hat erst einen einzelnen Kreuzer auszuwählen.
Die Steuerung ist also im Ganzen komfortabler geworden und lässt meiner Meinung nach kaum mehr Wünsche offen. Obwohl ich das als positiv ansehe hat es aber auch von einigen Seiten Kritik an genau diesen Verbesserungen gegeben, da es angeblich den Anspruch senkt, den das Spiel an die Micromanagement Fähigkeiten der Spieler stellt. Ganz unrecht mag man mit diesem Argument nicht haben, aber ich denke es gibt weiterhin auch noch genug Bereiche in denen die Spieler ihr Können unter Beweis stellen und messen können, und schliesslich sollen sich ja auch koreanische super Pros mit 300 APM lieber auf das wesentliche konzentrieren können anstatt damit zu kämpfen, den Einheiten Befehle zu erteilen. Wobei ich zugeben muss: In einem Best-of-Video das irgendwo auf Youtube herumgeistert wird gezeigt, wie einer dieser Spieler mit ein paar Ghosts extrem schnell eine Gruppe Träger per Lockdown einfriert. In SC1 ist das in dem Tempo eine beeindruckende Leistung, in SC2 dagegen könnte es praktisch jeder.
Aber wie dem auch sei: Im Kern ähnelt das Spiel sehr stark dem ersten Teil von 98, und das finde ich gut.
Anders als in Starcraft1, das noch für jede Rasse eine Kampagne mit jeweils 9 oder 10 Missionen enthielt, hat man sich bei SC2 dazu entschieden, die Kampagne für jede der Rassen auf die Größe eines eigenen Spiels aufzublasen und ihr 26 Missionen zu verpassen. Als Folge bewegt sich die Handlung weitaus langsamer als noch zu SC1 Zeiten, denn im großen und ganzen passiert in Wings of Liberty auch nicht mehr als in der Terranerkampagne von SC1, auch wenn die Sache nun noch mit einer Reihe von Subplots versehen ist, die aber an der Gesamtsituation nicht viel ändern. Genau hier liegt mein vielleicht größter Kritikpunkt am Spiel, denn die Story erscheint wirklich recht dünn. In Starcraft und Broodwar waren so viele Geschehnisse in so wenige Missionen kondensiert, dass man deutlich stärker das Gefühl hatte, dass es mit der Story von Mission zu Mission vorwärts geht. Zudem schien es durch die wechselnden Blickwinkel auch mehr Wendungen in der Geschichte zu geben. Eventuell wird sich dieser Eindruck nach Erscheinen der beiden anderen Teile aber noch etwas legen.
Auch die Art wie die Geschichte erzählt wird ist anders, da die eingeblendeten Portraits während der Missionsbesprechung wohl nicht mehr ganz zeitgemäß gewesen wären. Stattdessen findet man sich nun zwischen den Strategieabschnitten des Spiels als Jim Raynor zuerst in einer heruntergekommen Bar auf Mar Sara, und später auf dem eigenen Flaggschiff wieder, wo man per Mausklick mit verschiedenen Personen im Schiff reden kann, oder in einen der anderen Räume wechseln.
Ich danke Blizzard dafür, dass sie sich dagegen entschieden haben irgendeinen unnötigen Schnickschnack einzubauen, wie freies Bewegen auf dem Schiff, welches, glaube ich, zu irgendeinem Zeitpunkt mal angedacht war. Im Endeffekt erinnert mich die Art wie man auf dem Schiff Leute anklickt um mit ihnen zu reden sehr an die alten Wing Commander Spiele, die ich damals geliebt habe.
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Bin ich nicht toll, dass ich in ein Review von Starcraft 2 lieber einen Screenshot von Wing Commander einbaue? Dabei muss sich Starcraft grafisch wirklich nicht verstecken. Anders als noch bei Warcraft 3 sind heutige Computer nämlich dazu in der Lage, zahlreiche Einheiten und Gebäude darzustellen ohne dabei auf jegliche Details verzichten zu müssen. Die Einheiten sind also mindestens so detailiert wie die 2D Sprites aus dem Vorgänger, und auch in der Landschaft oder an Gebäuden findet man zahlreiche Details, die das ganze grafisch gesehn sehr lebendig machen. Wie gehabt ist das User Interface jeweils im Stil der Rasse die man gerade spielt, und auch an den grundlegenden Designs der Rassen hat sich nicht viel geändert. Protoss haben nun eine etwas andere Gesichtsform mit einem markanteren Kinn, was sie noch sexier macht, und Kleinigkeiten wie z.B. die Powerarmor der Space Marines oder die Zerg Hydralisken wurden ein wenig umdesigned und sind größtenteils detailierter.
Das Spektrum an Hintergrundmusiken für die einzelnen Rassen wurde vergrößert, und besonders die Terraner haben zum Teil einige sehr nette Stücke abbekommen. Auch die Soundeffekte, Stimmen etc. sind natürlich wieder alle sehr passend. Auch wenn ich dazu hier nicht weiter in's Detail gehn möchte und schreiben, wie toll das blubbliuuuu zum Protoss Observer passt, möchte ich doch mal betonen, dass Sounddesign eine Sache ist die oft unterschätzt wird. Auch wenn der Klang eines Spiels im ersten Moment oft nicht als besonders gut oder schlecht herausstechen mag, trägt er doch viel dazu bei, ob das Spiel in der Lage dazu ist, eine stimmige Atmosphäre aufzubauen oder nicht. Da man gutes Sounddesign weniger werbewirksam einsetzen kann als gute Grafik, scheinen sich die Entwickler letzthin aber oft darauf zu beschränken, nur für den Trailer irgendein besonders episches Stück auszuwählen. Aber schaut mal den einen oder anderen Trailer ohne Sound an, und vergleicht wie bombastisch er dann noch wirkt...
Ähem... ich schweife ab.
Eine weitere Änderung gegenüber dem ersten Teil ist, dass man nun die Missionen nicht mehr in einer streng vorgegebenen Reihenfolge abarbeiten muss, sondern auf einer Sternenkarte auswählen kann, welche Mission man als nächstes machen möchte.
Mit fast jeder Mission bekommt man eine neue Einheit hinzu mit der man sein Arsenal vergrößert, da diese dann auch in den folgenden Missionen verfügbar ist. Falls sich eine Mission als zu schwer herausstellen sollte, dann kann man zuerst einige andere Missionen angehen und die Aufgabe an der man zuvor gescheitert ist anschliessend noch einmal probieren, mit ein paar mehr Einheiten im Repertoire, die die Mission eventuell dann schaffbar machen. Zusätzlich gibt es für jede gewonnene Mission Credits, die sich in permanente Upgrades bestehender Einheiten oder Gebäude investieren lassen. So lassen sich zum Beispiel die Bunker um 2 Slots erweitern und mit einer Autokanone auf dem Dach ausrüsten. Und als ob das noch nicht genug wäre lassen sich in jeder Mission Protoss oder Zerg Artefakte finden die sich zu Forschungszwecken verwenden lassen, und dank denen man Zugang zu weiteren Upgrades bekommt. Je nach Spielstil kann man so die Armee den eigenen Bedürfnissen anpassen, und die einzelnen Missionen werden so in der Tat zu einer Kampagne verknüpft. Quasi eine weitere Macroebene über der Beschaffung von Mineralien, Gas und Upgrades in den Missionen selbst.
Die Missionen an sich sind übrigens sehr vielfältig gemacht, und quasi nie bekommt man einfach den Auftrag "Zerstöre deinen Gegner". Jedes Mal kommt noch irgendein weiteres Element hinzu das es zu bedenken gibt, wie beispielsweise das Abfangen von gegnerischen Transportzügen um an einen für die Story wichtigen Gegenstand zu kommen, oder eine Mission in der niedrig liegende Ebenen alle paar Minuten mit Lava überflutet werden und darum evakuiert werden müssen, will man nicht seine ganzen Einheiten oder Gebäude darin verlieren.
In den Kampagnen Missionen gibt es ausserdem eine Reihe von Einheiten die im Multiplayer Modus nicht verfügbar sind. Einheiten wie z.B. die Vulture Bikes, Medics oder Firebats aus Starcraft 1 lassen sich in Starcraft 2 in den Battlenet und Skirmish Gefechten gegen die KI nicht mehr einsetzen, wohl aber in den Missionen der Kampagne.
Apropos KI: Die Computergegner in den Skirmish Gefechten sind nun stark verbessert und reagieren weitaus intelligenter und natürlicher. Besonders hervorzuheben wäre wohl die Tatsache, dass die KI Spieler nun keine Vorteile mehr bekommen durch extra Ressourcen oder Kenntnis der gesamten Map; auch der Computergegner muss jetzt Einheiten ausschicken um seine Gegner auszukundschaften bevor er angreifen kann. Bei aussichtsloser Lage befiehlt der Computer seinen Einheiten den Rückzug, und sieht er keine Chance mehr zu gewinnen dann gibt er gar auf und quittiert mit einem "gg" das Spiel.
Alles in allem kann ich Starcraft 2 jedem empfehlen der mal wieder etwas mit mehr Spieltiefe möchte, bzw. ein Spiel bei dem es nicht nur darum geht ein Fadenkreuz auf diverse Köpfe zu richten und abzudrücken.
Ich finde die Kampagne wirklich gut, diese ganzen Upgrades und so. Nicht einfach nur Map nach Map. Allerdings find ich es doof, dass man im Skirmish nich alle Einheiten benutzen kann. Ich habs mir schon gedacht irgendwie, aber in einem Gefecht will ich eigentlich keine Beschränkungen haben. Genauso wie ich sämtliche Upgrades zur Verfügung haben will. Stört mich auch ein wenig in der Kampagne dieses entweder oder bei den Forschungen.
AntwortenLöschenAber insgesamt ein echt gutes Spiel. Besonders halt die Kampagne is gut. Obwohl ich teilweise die Missionen sich etwas ziehen finde ich und flotter ablaufen könnten. Außerdem ist es in vielen Missionen praktisch unmöglich die Gegner auszurotten und man muss sich halt auf sein Missionsziel beschränken (Was ja auch so gedacht war)
Heißt das jetzt, dass du zurück bist oder dass du noch ne Weile länger abhanden bist?
AntwortenLöschenNein ich bin jetzt sozusagen wieder da. =)
AntwortenLöschen@Darux: Dass man sich bei den Upgrades zwischen einem von zwei Dingen entscheiden muss gefällt mir gerade gut. In zu vielen Spielen kann man einfach "alles haben" und muss sich nie wirklich Gedanken machen oder Entscheidungen treffen die nicht wieder rückgängig zu machen sind.
Ein extra Skirmish Mode mit allen Einheiten wäre echt ganz lustig. Für Battlenet Spiele kann ich aber verstehen, wenn gewisse Dinge aus Balancegründen entfernt wurden.
Eventuell kann man mit dem Editor einfach eine der Standardmaps nehmen und für die Customeinstellungen die ganzen Einheiten aktivieren. Ist nur die Frage ob dann auch die anderen Zerg- oder Protosseinheiten dort zu finden sind, sonst hätten ja nur die Terraner einen Vorteil.
Hab ich das richtig verstanden? Es gibt bei SC2 nur eine Terraner-Kampagne und Zerg bzw. Protoss sind nur im Multiplayer zu spielen?
AntwortenLöschenzum Screenshot: Ach ja, damals in der Bar mit Paladin und Angel... ein Kultspiel namens Wing Commander, welches zum ersten Mal die Anforderungen an die Hardware enorm nach oben schraubte: 486er mit 4MB RAM waren ein "Muss" und für die revolutionären Soundeffekte benötigte man nen Soundblaster. *inErinnerungschwelg* :)
Jap, der jetzt erschienene Teil "Wings of Liberty" beinhaltet nur die Terranerkampagne, die aber eben dafür recht lang ist. Die nächsten Kampagnen erscheinen dann seperat als zwei Eigenständige Titel mit denen man auch Multiplayer spielen kann, oder eben die jeweiligen Kampagnen.
AntwortenLöschenWing Commander haben wir damals auf einem 386er gespielt. =) Mit 33Mhz... wieviel RAM der hatte, keine Ahnung. Irgendwie wurde im Cockpit nie der Steuerknüppel angezeigt, dafür hätte man mehr RAM gebraucht oder so.
Beim ersten Mal spielen hat natürlich niemand gepeilt, dass man nicht direkt bei den Feinden anfängt sondern eben neben dem eigenen Schiff. Da haben wir dann die Tiger's Claw beschossen und gewundert warum sich die "Gegner" nicht wehren. =D