22.08.2010

AKB48 - Idols vom Fliessband

Eigentlich meide ich das japanische TV ja wie der Teufel das Weihwasser. Ich würde es zumindest gern, aber leider haben zu viele Bekannte entweder vergessen, dass man Fernseher auch ausschalten kann, oder sie denken, der Apparat müsse 24 Stunden am Tag laufen, wie die Telescreens aus 1984.
Der Grad an Gehirnwäsche im japanischen TV dürfte jedenfalls ähnlich hoch sein wie in der Zukunftsvision aus Orwells Roman.

Aber auch jenseits des Fernsehprogramms kann man der ätzenden Marketingmaschine einfach nicht entkommen. Vor ein paar Wochen gab es zum Beispiel in allen Seven Eleven Konbinis ein "AKB48 Fair"



Pro 700 Yen Einkaufswert durfte man ein Los ziehen, von denen natürlich die meisten Nieten waren. Hatte man Glück, dann bekam man vielleicht ein Getränk im Wert von 150 Yen. Die Sache ist natürlich einfach zu durchschauen: Der Anreiz, eventuell etwas umsonst zu bekommen treibt die Leute dazu, doch noch ein bisschen mehr zu kaufen, auch wenn sie es eigentlich garnicht brauchen oder haben wollen. Zudem verkaufen sich Produkte nunmal besser wenn sie von Menschen präsentiert werden, da Gesichter das Unterbewusstsein ansprechen. Da ist es natürlich toll, wenn man im ganzen Laden kleine Schildchen mit den AKB48 Mädels vor die Produkte stecken kann.

Marketing ist nötig, denn irgendwie muss man die Dinge ja auch in der wirtschaftlich schlechten Zeit los werden, und wenn die Läden viel verkaufen dann kommt es der Wirtschaft insgesamt zugute. Objektiv kritisieren kann man die Sache also schwer.
Was mich nur ärgert ist die Art wie dabei vorgegangen wird: Wer sich zum Beispiel wundert wieso auf dem oberen Bild so viele Mädchen sind, dass die hintere Reihe kaum noch zu erkennen ist, der wird nicht schlecht überrascht sein zu erfahren, dass es sich dabei nur um ein Drittel der gesamten Gruppe handelt. Die 48 in AKB48 steht nämlich für die Anzahl der Mitglieder. Ja richtig, 48 Mitglieder in einer Idol Gruppe. Und nein, das ist kein Mädchenchor. (Ein neues Konzept ist das übrigens nicht, denn auch in den 90ern gab es zum Beispiel schon die Gruppe Morning Musume, die vor allem durch ihre Masse an Mitgliedern hervorstach.)
AKB48 teilt sich auf in Team A (sozusagen das A-Team ha ha <_<), Team K und Team B. Diese produzieren natürlich fleissig Singles und Alben, auf denen selbstverständlich keines der Lieder von den Mädchen selbst geschrieben wurde. Die dürfen nämlich nur singen und tanzen und in die Kamera lächeln. Und natürlich in allen möglichen Variety Shows zu Gast sein um Charaktere aus Dragonball zu malen und so Zeug.
Hier wird auch klar, wieso 48 Mitglieder nützlich sind: Man hat ständig neues Futter für verschiedene Marketing Aktionen und Promotions. Gleichzeitig sind die Mitglieder unter einem Namen vereint, der überall auftaucht, und mit dem auch jeder etwas anfangen kann. "Hier ist gleich jemand aus AKB48 zu Gast!!" und schon steigen die Einschaltquoten.
Die hohe Zahl an Mitgliedern macht es auch sehr leicht, einzelne Mädchen rauszuwerfen oder auszutauschen. Eine Fünfergruppe würde an Identität verlieren wenn ein Mitglied geht, denn schliesslich stellt es ein Fünftel der ganzen Gruppe dar. Bei AKB48 ist jedes Mitglied dagegen nur knapp ein Fünfzigstel und ist darum auch viel entbehrlicher. Ein "Wegwerfidol" sozusagen.

Da überrascht es nicht, dass Ex-AKB Mitglied Rina Nakanishi nach ihrem Austritt aus der Girlgroup direkt in's Pornogewerbe eingestiegen ist, und dort jetzt wahrscheinlich die Verkäufe anheizt mit "AKB48 Pornos".  Mich würde es auch nicht wundern, wenn die ganze Sache von den Producern als Deal selbst so eingeleitet und hingebogen wurde, denn es ist quasi ein offenes Geheimnis, dass die japanische Entertainmentindustrie recht stark in Richtung Prostitution tendiert, und es für schlechter gestellte Idols und Schauspielerinnen nicht unüblich ist, sich "hochzuschlafen".

An Nachschub für die Gruppe herrscht dabei sicher kein Mangel, denn da die ganze Idol Industrie in Japan relativ groß ist, ist es natürlich der Traum vieler Mädchen, auch mal auf der Bühne zu stehen. Da Karaoke zudem ein sehr populäres Hobby ist, sind Leute die einigermaßen gut singen können auch keine Seltenheit, und das reicht ja theoretisch schon aus. Der Rest lässt sich mit Makeup und Schönheits-OPs schon hinkriegen. Oder vielleicht sollte man eher sagen Konformitäts-OPs, denn jeglicher Charakter wird den Personen dabei geraubt, damit sie alle dem entsprechen können was die meisten Zuschauer anspricht. (Beispiele dazu lassen sich auf Youtube mehr als genug finden)
Gerade dieser Andrang ist, denke ich, auch mit dafür verantwortlich, dass japanische Producer mit den Leuten umgehen können wie mit Vieh, denn wenn jemand nicht willens ist für den Erfolg noch ein kleines Stückchen weiter zu gehen, wird eben so lange die Nächste hereingewinkt bis sich eine findet die sich für nichts zu schade ist.

Eine gewisse Dekadenz kann man der Popindustrie wohl auch in Deutschland oder den USA nicht absprechen, aber in Japan scheint mir alles noch einmal eine Spur menschenverachtender, aufdringlicher und vor allem plumper als anderswo. Als würde man garnicht mal mehr versuchen, die Leute als etwas anderes zu verkaufen als reine Marketingsymbole. Positiv gesehn könnte man so zumindest sagen, dass auch eine gewisse Ehrlichkeit herrscht. "Wir wollen, dass ihr das hier kauft, deswegen drucken wir die Mädels drauf ab. Also kauft es auch!!"

4 Kommentare:

  1. Also ist AKB48 soetwas wie ne Girlgroup mit 48(!) Sängerinnen? Naja, wenn es ein Musik-Chor wäre, könnte ich das noch nachvollziehen, aber so... das ist hart.

    Vom jap. TV kenn ich leider (oder sollte ich sagen Gott sei Dank) so gut wie nichts. Ausser Takeshi's Castle^^ und ein paar lustige TV-Werbefilme... oh, und natürlich ein paar Animes.
    Bei euch kommt das TV dem amerikanischen Programm wohl recht nahe was Qualität (darf man das Wort in dem Zusammenhang überhaupt noch benutzen?) betrifft. Tja, shit happens. Aber auch hier in Deutschland nimmt das TV-Niveau rapide ab und Besserung ist nicht in Sicht. Das Schlimme daran ist, dass es dem Großteil der Zuschauer offensichtlich gefällt, was sie täglich vorgesetzt bekommen.

    Und was die Schönheits-OP-gepimpten Menschen anbelangt, kann man eh nur noch mit dem Kopf schütteln.

    Last but not least: toller Beitrag! Plz mehr davon (Thema: Japan & Co.).

    AntwortenLöschen
  2. "sozusagen das A-team"
    ^^flacher Humor ftw

    48 in einer Gruppe. Is lustig, wenn man die mal für ne Party buchen würde. Bräuchte man keine Gäste mehr^^
    Aber das Fernsehen in Japan würd ich gern mal sehen. Ich mag diese Gehirnwäsche-Werbung^^
    Deutsches TV is total langweilig und strotzt nur so vor blöden Talkshows und Gerichtssendungen. Die asiatischen Talk- und Gameshows wo immer Stars mitmachen sind total lustig, während in Deutschland alles immer ganz ernst ist, bis auf wenige Ausnahmen.

    AntwortenLöschen
  3. !sehr schöner artikel!
    Es ist wirklich sehr schade, wie die mädels auf stereotypen umprogrammiert werden, um dem Massengeschmack zu entsprechen. Das die japanische Unterhaltungsindustrie stark auf sexuelle Reize ausgelegt, bekommt man auch an jeder Ecke zu spüren. Schon in Animeserien wie MAR - Märchen Awakens Romance gitb es immer wieder Szenen in den auf den Hintern oder auf die Brüste einiger weiblicher Charaktere gezoomz wird. Ganz zu schweigen von Videospielen, in denen es die Hauptaufgabe ist, ein Mädel wie ein Tamagotchi zu halten, mit mehr oder weniger eindeutigen Posen und Einblendungen. Der Spruch "Sex Sells" scheint halt leider zu tief in den japanischen Marketingmenschen verankert zu ssein.

    AntwortenLöschen
  4. den relink zu uns hatte ich noch vergessen. ;o)
    http://truegamer.de/trailer/akb-148-48-suse-girls-wollen-nur-eins-und-zwar-euch/#comment-1297

    AntwortenLöschen