05.12.2010

F.E.A.R. - Leute erschießen macht Spaß

Da wir jetzt bei der Adult Edition dieses Blogs sind, werde ich dem natürlich gerecht werden und mal was richtig gewaltverherrlichendes schreiben.
Normalerweise bin ich ja eher pazifistisch, nicht nur im echten Leben sondern sogar auch in Computerspielen. Wo es geht schleiche oder rede ich mich lieber um Konflikte herum, ja, ich achte sogar in GTA und ähnlichen Spielen darauf, keine Zivilisten zu überfahren nicht allzu viele Zivilisten zu überfahren.
Aber es gibt da ein Spiel in dem das Erschießen der Gegner besonders viel Spaß macht, und das ist F.E.A.R - First Encounter Assault Recon.

Dabei handelt es sich um einen Egoshooter von Monolith aus dem Jahre 2005.
Zuerstmal das schlechte Vorweg: In vielerlei Hinsicht ist das Spiel einfach nur durchschnittlich. Die Levels sind extrem monoton, und das ganze Spiel fühlt sich irgendwie "blaugrau" an, weil die Umgebung kaum von diesem Farbschema weg kommt. Man läuft durch irgendwelche Korridore, Bürohäuser und Kanäle, und im Endeffekt fühlt sich alles gleich an.
Storymäßig ist das Spiel sehr stark angelehnt an Filme wie the Ring, mit einem kleinen Mädchen als Gruselfigur. Fast alle Horrorelemente belaufen sich jedoch auf auf Schockeffekte bei denen plötzlich irgendwas auftaucht, oder in denen man sich auf einmal in surrealen und alptraumhaften Umgebungen wiederfindet. Da diese Horrorelemente jedoch bis gegen Ende nie irgendwas enthalten was dem Spieler schädlich werden kann, wird dem ganzen Horroraspekt meiner Meinung nach der Wind aus den Segeln genommen.

Was das Spiel dagegen richtig macht, sind die Feuergefechte mit feindlichen Soldaten. Das liegt zum einen an der vergleichsweise guten KI der Gegner und zum anderen am tollen Sounddesign und anderen kleinen Details, auf die ich später noch kommen werde.
Was die KI angeht, sind die Gegner mehr als die Schießbudenfiguren aus Spielen wie Call of Duty. In erster Linie zeigt sich das dadurch, dass sie selten still stehen sondern konstant darauf aus sind den Spieler zu flankieren und ihm in den Rücken zu fallen. Wie gut das gelingt hängt von der Spielumgebung ab, oft sind die Gänge leider zu geschlossen, als dass derartige Versuche irgendwelche Erfolgsaussichten hätten, und das ganze bleibt bei einem einfachen Shootout. Die meisten Feinde sterben unter Feuer zwar recht schnell, allerdings nicht so schnell, dass man nur einmal in eine Gegnergruppe reinhusten muss. Ein wenig taktisches Vorgehen ist also hilfreich, in erster Linie geht es darum den eigenen toten Winkel klein zu halten und in günstigen Momenten anzugreifen.

Was das Spiel jedoch wirklich spaßig macht ist die Art, wie die Waffen und ihre Auswirkungen auf die Umgebung und Gegner dargestellt sind. Schießt man zum Beispiel mit einem Gewehr in die Wand, lösen sich Splitter aus dieser und Rauch steigt auf. Das ist natürlich nichts besonderes, sowas gibt es fast in jedem Spiel, allerdings ist der Effekt in Fear so krass, dass die Rauchschwaden, die nach intensiveren Schusswechseln noch eine Weile im Raum hängen, schonmal eine Weile die Sicht versperren können. Zum Teil erinnert es an die Lobby Szene aus Matrix, wo eine ganze Reihe Betonpfeiler zu dünnen Strichen geschossen werden. Auch die "Decals", also die Einschusslöcher an den Wänden sind weit größer als bei den meisten anderen Spielen, und sie besitzen durch starkes Bump Mapping eine räumliche Tiefe, was sie wie kopfgroße Löcher aussehen lässt.
Die Soundeffekte der Waffen, einschlagenden Projektile, die Bewegungsgeräusche des Protagonisten und der Gegner, alles verleiht den Objekten in der Welt ein Gewicht, anders als das dünne Geratter in anderen Spielen.
Und jetzt kommen wir zum gewaltverherrlichenden Teil (bisher habe ich ja nur wie eine Waffennärrin geklungen): Schießt man in die Gegner, gibt es nicht nur saftige Einschlaggeräusche, sondern der Körper zeigt sichtlich die Wucht der einschlagenden Kugeln. Da verliert ein Soldat unter Feuer natürlich die Fähigkeit selbst noch zu zielen, und zuckelt stattdessen unkontrolliert herum, während sich dicke Blutspritzer an der Wand hinter ihm verteilen. Trotzdem zieht der Gegner dabei oft den Abzug, und feuert sein Gewehr unkontrolliert in den Boden oder sonstwohin ab. Oft fallen die Soldaten erstmal auf den Rücken, stehen dann aber wieder auf wenn man nicht noch etwas länger draufhält. Beim Sterben lassen die Feinde dann nicht selten herzhafte Schreie hören, und auch die überlebenden Kameraden reagieren oft auf verschiedene Situationen zum Beispiel mit Flüchen oder Nachfragen wie "What's your status?" an den soeben Erschossenen. Der Spieler kann den Funkverkehr der feindlichen Soldaten mithören, und diese reden entsprechend ihrem Verhalten im Spiel. "Flush him out" bevor eine Granate angeflogen kommt, oder auch mal Wortwechsel wie "Get to cover!" - "I can't!". Bewegt sich der Spieler um dem Feind in den Rücken zu fallen, warnen sich die Soldaten mit Sachen wie "He's trying to flank", und so weiter.
Die Gegner können ausserdem durch geöffnete Fenster springen, unter Dingen hindurchkriechen oder über Geländer auf die darunter liegende Ebene hüpfen. Insgesamt trägt die Handlungsfreiheit der feindlichen Soldaten, und die Glaubwürdigkeit mit der sie agieren und kommunizieren sehr dazu bei, dass man das Gefühl bekommt es mit richtigen Gegnern zu tun zu haben, statt nur mit Pappaufstellern die darauf warten abgeschossen zu werden.

Durch all diese Dinge machen die einfachen Feuergefechte in Fear einen riesigen Spaß, für mich mehr als in jedem anderen Spiel. Einen Feind zu umkreisen, ihn zu überraschen und ihn mit Blei vollzupumpen ist schon eine tolle Sache. Ja, in diesem Spiel mag ich die Gewaltdarstellung. Bei den Feinden handelt es sich übrigens fast ausschliesslich um Klonsoldaten, also moralisch gesehn ist das ganze nicht wirklich verwerflich.
Während Spiele wie Half-Life durch die große Abwechslung bei den Spielumgebungen überzeugen, und immer wieder neue Elemente und Gegner in's Spiel bringen, ist Fear von vorn bis hinten ein Niedermetzeln gegnerischer Soldaten. Von diesen gibt es zwar einige verschiedene Typen, wie zum Beispiel Soldaten in besonders schweren Rüstungen, die besonders von den kleinkalibrigeren Waffen eine ganze Menge einstecken können, aber gefühlte 95% hat man es mit normalen Fußsoldaten zu tun. Normalerweise finde ich Spiele in denen es nur Fußsoldaten als Gegner gibt sehr langweilig, aber wie bereits gesagt: Fear schafft es trotz der Monotonie, durch ansprechendes Spieldesign zu gefallen.

Das Spiel ist übrigens vom Schwierigkeitsgrad her auch nicht sonderlich hoch - auch etwas das mir normalerweise nicht sehr gefällt. Überall im Spiel sind Medikits verteilt, von denen man bis zu 10 mit sich schleppen kann, so dass man im Notfall jederzeit die HP wieder auf den Maximalwert bringen kann, und dann nach kurzem wahrscheinlich doch wieder die Medikits liegen lassen muss weil man bereits 10 Stück bei sich trägt. Zudem gibt es eine Bullet Time Funktion, die sich zwar nur begrenzte Zeit benutzen lässt ehe sie wieder aufgeladen werden muss (was automatisch geschieht), während dieser Zeit allerdings nicht nur die Spielwelt verlangsamt, sondern auch die Feuer- und Bewegungsrate des Spielers in Relation zu den Gegnern verbessert. Ausgiebiger Einsatz der Bullet Time Taste macht das Spiel also noch einfacher, und nimmt zudem auch den Schwung aus der Sache mit der ständigen Zeitlupe.
Hätte man die Medikits seltener gemacht, und sich für die Bullet Time eine Variante einfallen lassen durch die man die Funktion überlegt einsetzen muss, wäre das Spiel meiner Meinung nach um einiges spannender geworden.

Dieses Video zeigt einige der Dinge die ich beschrieben habe sehr schön. Besonders gefällt mir das "dicke Gewehr" in den letzten Szenen. Das Level ist übrigens eines der ersten, ein wenig schwerer wird es später dann noch (mehr Gegner auf einmal und so...)


Der Nachfolger, Fear 2, lässt meiner Meinung nach eher nach, was ich sehr schade finde. Die Kritikpunkte am ersten Spiel waren natürlich die eintönigen Levels, und man hat versucht das im zweiten Teil zu beheben.Allerdings fehlt im zweiten Teil dieses Gefühl, dass es sich bei den Waffen um mächtige Vernichtungsinstrumente handelt. Stattdessen spielt es sich ab wie in den meisten anderen Spielen: Ein bisschen Geratter und der Gegner kippt aus den Latschen. Auch die KI scheint eher Rückschritte gemacht zu haben im Vergleich zum Vorgänger. Schade also, und was ich bisher vom dritten Teil gesehn habe, der noch in Arbeit ist, hat mir auch nicht unbedingt zugesagt.

Die Firma Monolith ist übrigens ein ziemlicher Underdog was Egoshooter angeht. Die meisten Spiele werden von Kritikern gelobt und haben eine eingeschworene Fangemeinde, aber wirklich besonders bekannt scheinen sie nie zu werden. Auf das Konto der Firma gehn Spiele wie Blood 2, Shogo, No One Lives Forever, Condemned und AvP2.

6 Kommentare:

  1. "F.E.A.R. - Leute erschießen macht Spaß"

    made my day :-)

    Die F.E.A.R.-Teile brauche ich irgendwann auch nochmal in der bösen, bösen Uncut-Version für meine 360. Nur der Vollständigkeit halber und weil ich Shooter mit interessantem Setting relativ gern hab.

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  2. Miew ist anscheinend im Urlaub. Oder erschießt immer noch Leute ^^

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  3. Der JMStV ist passé, es darf also wieder auf 2.0 zurückgestuft werden, ein quasi-Downgrade also.

    "Miew ist anscheinend im Urlaub. Oder erschießt immer noch Leute"
    Ich hoffe es :-)

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  4. Ich würde mich noch nicht zu früh freuen. Auch beim AKW Gesetz wollten die Miniser erst blocken und dann wurde es doch durchgewunken. Sie wollen vorallem eine "Verbesserung" erreichen, wie auch immer die aussehen soll. Also erstmal heißt es nur: aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

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  5. Durchwinken ist nicht, denn es wurde angekündigt gegen die Novellierung des JMStV zu stimmen und so ist es am 16. Dezember dann ja auch eingetreten. Eine Neuausarbeitung braucht viel Zeit. Zeit, die von allen gut genutzt werden kann. Auch von denen, die dagegen protestiert haben.

    Und bei der Neufassung des JMStV wird die Netzgemeinde und alle mündigen Bürger, die den Wirbel ein wenig mitbekommen haben, ein sehr genaues Auge darauf haben. Und schonmal den nächsten Shitstorm beschwören, den es garantiert geben wird.

    Vorsicht ist geboten, ja, aber übertriebene Paranoia muss nicht mehr sein. Freude ist uns erstmal gestattet.

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  6. "Ich hoffe es :-) "

    Was, das ich Leute erschieße?
    Mal schaun mal schaun...

    Mein erstes "Weihnachtsgeschenk" war jedenfalls ein neuer Internetzugang.
    Downgrade kommt aber nicht in Frage. Wenn, dann geht es eher weiter zu 2.2 =)

    Frohe Weihnachten =D

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