03.10.2010

Bio-Schock Zwei

Die Initiative Besorgter Eltern bringt Ihnen auch am heutigen Tage wieder eine neue Produktionformation im Bereich der Telespiele. Dieses mal geht es um das vor kurzem erschienene Killerspiel "Bioschock 2" (dt.: Bio-Schock Zwei) des Entwicklers "2k".

Mit Bioschock 2 erfolgt erneut ein Angriff auf die Kinderzimmer und den häuslichen Frieden.
In diesem Machwerk sollen die Killerspieler, neben den üblichen Gewaltphantasien, herangeführt werden an die Themenbestände des Drogenmissbrauch und der Kindesmisshandlung.
Der Killerspieler übernimmt die Rolle des sogenannten "Big Daddy" (dt.: Großvater), der auf einem Amoklauf unterwegs ist durch die Unterwassermetropole Rapture (sprich: Räptscha). Das Killerspiel zeichnet ein Bild der Dekadenz, welches amerikanischen Großstädten wie New York oder Chicago nicht fern ist: An jeder Ecke Drogenmissbrauch, Gewalt, Zerstörung.
Der Big Daddy sieht sich hierin als Heiliger, als Erlöser, und lässt den killerspielenden teilhaben an seiner Weltanschauung; die Wirklichkeit in Bioschock 2 ist verzerrt, überzeichnet. Der Titel versetzt den Killerspieler gänzlich in die Gedankenwelt des exzentrischen Amokläufers, welcher seine Umwelt durch das Glasfenster eines Taucherhelms als kein heiles Paradies wahrnimmt, sondern als feindliches Sinnbild der Hölle. Hierin sieht er die Legitimierung für sein Handeln, die Motivation sich aufzuschwingen zum Rächer, zum Läuterer. Er ist gleichermaßen Ankläger, wie auch Richter und Henker.
Eine neue herangehensweise an den Themenkomplex Amoklauf, welche den unbedarften Betrachter tiefer in die Psyche eines Gewalttäters hineinführt als je ein anderes Killerspiel zuvor.

An explitizer Gewaltdarstellung wird nicht gespart: Männer wie Frauen, ausschliesslich Zivilisten, sie alle fallen dem monströßen Arsenal an Tötungsmaschinen anheim, welches der Big Daddy mit sich zu tragen vermag. Auch hier eine Überzeichnung und Versinnbildlichung: Ohne Mühe ist der Protagonist in der Lage eine Waffensammlung bei sich zu führen, die selbst einen kenianischen Drogenlord neidvoll dreinschauen liesse.
Unter Amokläufern beliebte Klassiker, wie etwa die  Schrotflinte und Gatling Kanone, sind wie selbstverständlich vorhanden, ebenso wie ausgefallenere Mordwerkzeuge, welche die Tötungshandlung weiter zelebrieren.
In Ankillerspielung auf die gegenwärtige Jugendkultur findet der Killerspieler in seinem Arsenal zudem eine Sofortbildkamera, welche zum Festhalten der begangenen Grausamkeiten verwendet werden kann. Eine Anspielung auf Internetseiten wie Youtube, wo Millionen von Gewaltverbrechern in spe sich ihre tägliche Dosis Leid zu Gemüte führen.

Ein noch nicht dagewesenes Element in Bioschock 2 ist die Glorifizierung des Drogenmissbrauchs. Durch Drogen, so suggeriert das Spiel, wird der Spieler zum Superheld. Einmal in die Vene gespritzt, gehorcht die Realität den Wünschen des Big Daddy. Flammen und Blitze aus den Handflächen, Telekinese, Körperkraft - der Vorstellungskraft sind keine Grenzen mehr gesetzt. Eine unverblümte Anspielung auf sogenannte bewusstseinserweiternde Drogen. "Nimm Drogen und die Welt gehört dir", möchte uns das Bioschock 2 mitteilen und ist dabei in seiner vorgehensweise so stumpf und direkt wie der Dealer an der Ecke: Werbeklips zeigen das Bild von einer schöneren Welt durch Drogenkonsum.
Das Stadtbild Raptures ist geprägt von der Sucht, denn Beschaffungskriminalität gehört zum Alltag. Selbst vor Raubmorden schrecken die Einwohner der Stadt, die sogenannten Splicer (sprich: Schplaisser) nicht zurück.

Wennn Sie nun glauben es ginge nicht mehr niedriger, dann irren Sie, denn die letzte Bastion des guten Geschmacks soll auch noch fallen: Der Kindesmissbrauch. Auch zur Ausschlachtung dieses Themas ist sich 2k nicht zu fein. Neben Amokläufern und Junkies, möchte man unsere Kinder nun auch zu Triebtätern heranzüchten.
In der Killerspielwelt verteilt finden sich unschuldige Mädchen die nur darauf warten vom Spieler eingesammelt und für die eigenen, perfiden Zwecke eingesetzt zu werden. Ehe man sich den wehrlosen Kindern nähern kann, gilt es zuerst, deren Erziehungsberechtigten kaltblütig aus dem Weg zu schaffen. Erledigt man dies, bleibt das Kind verloren, einsam und verstört zurück. Ohne Orientierung und in kindlicher Unschuld ist es bereit, dem Spieler sein Vertrauen zu schenken. Hinter dem Taucherhelm des Big Daddy verbirgt sich ein teuflisches Grinsen, als er dem Kind die Hand entgegen streckt.
Ist der Spieler im Besitz eines der Mädchen, so ist er jederzeit nach Belieben in der Lage, sich an dem Kind zu vergehen. Ein Anblick, den im Detail zu beschreiben wir Ihnen ersparen möchten. Das missbrauchte und wertlos gewordene Kind wird zugleich entsorgt, und zurück bleibt nichts als ein schmutziger Fisch, ein Symbol für die verlorene, die zerstörte Unschuld.
Ehe der Spieler gegen das Mädchen zur Tat schreitet, bietet sich ihm darüber hinaus die Möglichkeit es zusätzlich zu traumatisieren, indem man es, man mag es kaum glauben, zur Leichenschändung zwingt. In den dunklen Gassen Raptures gehören Mord und Totschlag zur Tagesordnung, also herrscht auch an Kadavern kein Mangel. Der Spieler zwingt hier die unschuldigen Mädchen dazu, die Leichen zu fleddern, auszubeuten, und die letzten Reste brauchbarerer Pharmazeutika direkt aus dem Blut zu extrahieren - eine Verachtenswürdigkeit mit der sich selbst der kaltblütig mordende Big Daddy nicht die Finger beschmutzen will, und er darum unschuldige Kinder wie Sklaven zur Arbeit zwingt. Assoziationen werden wach, von Kinderarbeitern in Entwicklungsländern, welche unter inhumanen Arbeitsbedingungen Tag für Tag Fußbälle und Lacoste T-Shirts zusammennähen müssen.
Selbst die Einwohner Raptures, sonst nur im Sinne ihrer eigenen Interessen handelnd, werden ob dieser Gräueltat zum rasenden Mob, um das unschuldige Kind den Klauen des Big Daddy zu entreissen. Unnachgiebig stürmen sie auf den Ort der Tat zu, und versuchen zu retten was noch zu retten ist. Sie alle werden vom Big Daddy, vom Spieler, getötet, niedergemetzelt, abgeschlachtet ohne mit der Wimper zu zucken, ohne eine Träne zu vergiessen. Ein Massaker. Und all dies findet statt im heimischen Kinderzimmer.

6 Kommentare:

  1. Wahnsinn..
    Allerhöchstes Level hier
    Ganz großes Kino
    Ich bin extrem begeistert^^
    Mehr gibt es da nicht zu sagen
    Hut ab ;)

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  2. Obwohl ich den Einsatz der little sisters schon etwas fragwürdig finde.

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  3. Interessante Satire, sehr überspitzt. Vielleicht ein wenig zu viele Details, aber ansonsten sehr amüsant umschrieben :-)

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  4. Hihi, ich musste lachen. Und weinen. Könnte in dieser Form 1:1 bei diversen, nichtswissenden Elternverbänden als Verlautbarung erscheinen.

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  5. Hm kenianischer Drogenlord... ich glaube da hat mir jemand irgendwas in's Essen gemixt bevor ich den Text geschrieben habe.

    Habe mich bei der Schreibweise von meinem ehemaligen Kunstlehrer inspirieren lassen, der hat auch ständig solche komischen Aufzählungen benutzt.
    Obwohl mich ja tatsächlich mal interessieren würde, warum er nach dem Ernten der Little Sister immer so einen Fisch in der Hand hat.

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  6. Genial geschriebener Artikel, welcher trotzdem Informationen über das eigentliche Spiel enthält. Saubere Arbeit würde ich mal sagen.

    Gruß Twaldigas

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