27.06.2010

Japanisch lernen Nr. 3 - Kanji

So, nun geht es an's Eingemachte. Kanji nachschlagen.

JWPce

Zuerst einmal möchte ich dazu eine Software vorstellen die ich jedem der sich tiefer mit der Sprache beschäftigen will nur empfehlen kann: JWPce (oder hier direkt zur Downloadseite.) Zur Installation einfach, wie dort angegeben, die 4 Dateien herunterladen, in ein Verzeichnis stecken und durch starten entpacken. Dann kann man das Programm mit der dazugehörigen .exe Datei starten.

JWPce ist ein Kanji Lexikon inklusive Wörterbuch für den PC.
Wenn man es startet, zeigt es sich zunächst ähnlich einem Texteditor, mit Textfeld, und einer Leiste mit Knöpfen für die verschiedenen Funktionen.
Der 13. Knopf in der Leiste zeigt ein Hiragana A und schaltet das Programm in den Kana/Kanji Eingabemodus. Standardmäßig sollte dieser aber schon aktiviert sein. Einen Knopf weiter kann man auch einen normalen Ascii Modus auswählen, falls man im Textfeld auch mal Lateinbuchstaben benutzen will (nützlich bei längeren Übersetzungen oder ähnlichem).

Gehn wir also zunächst einmal in das Textfeld während der Kanji Modus aktiviert ist. Hier braucht man nicht extra die Tastatur auf japanisch umzuschalten, wie wenn man im Browser japanisch tippen möchte, sondern das Programm erzeugt automatisch Hiragana.
Als Beispiel tippen wir dort jetzt einfach mal "tabemono" ein. Im Textfeld sollte es also in Hiragana erscheinen: たべもの. Anders als bei der Browsereingabe wird hier nicht jedes Wort nach Eingabe gleich in Kanji umgewandelt, sondern muss erst markiert werden und dann mit einem Druck auf F2 (oder dem 16. Knopf in der oberen Leiste) in Kanji umgewandelt werden. Wenn wir das beim gerade eingegebenen 'tabemono' tun, dann sehn wir, dass es nur eine Möglichkeit gibt: 食べ物.

Wenn man nun den ganzen Begriff oder einzelne Kanji markiert, dann kann man sich mit dem 17. Knopf (oder Strg + I) Info über das jeweilige Zeichen anzeigen lassen, oder mit dem 19. Knopf der Leiste (Strg + D oder F6) den Wörterbucheintrag aufrufen. Für den gesamten Begriff wäre das hier dann "food". Hier mal zur Erläuterung ein Bild, zum Vergrößern anklicken:



Markiert man nur das erste Kanji, 食, dann zeigt das Wörterbuch alle möglichen Begriffe an in denen es vorkommt. In diesem Feld kann man, ähnlich wie bei Wadoku, natürlich auch eigene Begriffe in japanisch oder englisch eingeben um danach zu suchen. (Auch hier ist ein * wieder Platzhalter)
Bei der Zeicheninfo bekommt man Dinge gezeigt wie die grundsätzliche Bedeutung, verschiedene Lesungen, Strichzahl, und Position in verschiedenen Kanji Nachschlagewerken.

Somit können wir also Worte eingeben oder einfach in das Textfeld kopieren, und deren Bedeutung im Wörterbuch nachschauen oder die einzelnen Kanji inspizieren.
Was nun aber, wenn man ein unbekanntes Kanji auf einem Blatt vor sich hat, oder als Teil eines Bildes, so dass das bewährte Copy + Paste nicht funktioniert? Dann muss man das Kanji auf die "klassische" Art und Weise nachschlagen, die durch das Programm dennoch ein wenig vereinfacht wird.

Kanji nachschlagen

Wenn man ein englisches Wort in einem Wörterbuch nachschauen will, dann weiß man, dass die Worte im Buch nach alphabetischer Reihenfolge sortiert sind. Man sucht also zuerst nach dem passenden Anfangsbuchstaben, dann dem zweiten, usw. und somit lässt sich das gesuchte Wort schnell finden. Da Kanji aber so etwas wie einen Anfangsbuchstaben nicht besitzen, muss man andere Kriterien anlegen um die Suche einzugrenzen.
Dies ist zum einen die Strichzahl, also wie oft man den Stift zum Schreiben ansetzt (nicht ganz so offensichtlich wie man es vielleicht zuerst denken mag) und zum anderen die Radikale, Kernelemente aus denen sich Kanji zusammensetzen.
Wie man vielleicht schon bemerkt hat gibt es in Kanji nämlich häufig wiederkehrende Elemente, die jeweils anders zusammengesetzt sind. Eine Liste dieser erhält man mit dem 21. Knopf in der Leiste (Strg + L).  Dieser öffnet ein Suchfenster, das alle Radikale zeigt, die ihrerseits wieder nach Strichzahl sortiert sind.

Ganz grob gesagt ist das Radikal eines Kanji meist (nicht immer) entweder dessen linke Hälfte, oder in der linken oberen Ecke. Bei Kanji die Links keinen seperaten Teil haben, wie z.B. 高, ist es meist der obere Teil.
In klassischen Wörterbüchern sind Kanji nur jeweils unter einem Radikal zu finden, JWPce jedoch führt die meisten Kanji unter mehreren Radikalen, was sehr praktisch ist, da man so nicht immer perfekt das Hauptradikal bestimmen muss, sondern oft auch einen Nebenbestandteil aus der Radikalliste anwählen kann, und trotzdem zum Ziel finden.
Nehmen wir als Beispiel einmal dieses Kanji: 働 (Evtl. die Schriftgröße im Browser etwas erhöhen, um die Einzelheiten besser erkennen zu können ;)
Der Teil der links heraus sticht ist ein senkrechter Strich, mit einem diagonalen Strich darüber. Das wären also zwei Striche. In der Abteilung der Radikale mit zwei Strichen sehen wir an vierter Stelle dann auch ein entsprechendes Zeichen, das wir einmal anklicken und dadurch gelb markieren.
In der oberen Leiste, hinter "Matches" bekommen wir nun eine Auswahl an Kanji, die dieses Radikal benutzen. Wie man sieht haben sie alle dieses Radikal auf ihrer linken Seite, mit jeweils einem anderen Bestandteil rechts davon. Im Augenblick werden uns aber noch 283 Zeichen angezeigt, die zu durchsuchen sehr mühsam wäre. Das heißt wir müssen die Suche noch weiter eingrenzen.

Da JWPce, wie gesagt, pro Kanji mehrere Radikale zulässt, haben wir also hier die Möglichkeit weiter einzugrenzen indem wir noch ein anderes Radikal auswählen. Probieren wir es also einmal mit dem rechten Teil des Zeichens, der etwa so aussieht wie ein Katakana 'ka': カ Wie man vielleicht noch vom lernen der Katakana oder Hiragana weiß, wird das Zeichen in zwei Strichen geschrieben, da der horizontale Strich der rechts herunter geht in einem durchgezogen wird. Bei den Radikalen mit zwei Strichen findet sich dann auch ein Zeichen das genau so aussieht. Klickt man das ebenfalls an, wird die Suche weiter eingeschränkt. Zur Verdeutlichung nochmal ein kleines Bild:



Wie man sieht wurde die Anzahl der Suchergebnisse nun auf 4 eingegrenzt. Das hinterste davon ist unser gesuchtes Zeichen: 働
Mit einem Rechtsklick darauf kann man direkt dessen Infos anschauen, oder es mit einem Doppelklick in's Textfenster einfügen um es weiter zu verwenden oder abzuspeichern.

Eine andere Methode die Suche einzugrenzen ist die Strichzahl des Kanji selbst. Hierfür gibt es das Feld "Strokes", also Striche. Dazu zählt man die Striche eines Kanji, bei 働 wären es 13, und gibt die Zahl in das Feld ein.
Die Strichzahl eines Kanji genau zu bestimmen ist manchmal leider auch nicht sehr einfach. Zum einen sind Kanji die sehr klein abgedruckt sind hin und wieder schlichtweg kaum zu erkennen (ganz zu schweigen von handschriftlichen Dingen), zum anderen ist die Strichzahl nicht immer gleich der Anzahl der Linien, die ein Kanji besitzt. Dieses Zeichen: 口 sieht zum Beispiel auf den ersten Blick so aus als hätte es vier Striche, da aber die obere und rechte Seite in einem durchgezogen werden, sind es nur drei. Konsequenterweise hat dann ein Zeichen wie 品 9 Striche. Prinzipiell wird diese "rechte obere Ecke" sehr oft in einem Zug geschrieben, und Linien die sich durchkreuzen sind auch meist durchgezogene Striche.
Auch hier greift JWPce dem Benutzer aber unter die Arme, indem es mittels der Knöpfe "+/- 1" und "+/- 2" (siehe Bild oben) eine Fehlertoleranz erlaubt. Klickt man einen dieser Knöpfe an, so werden zum Beispiel nicht nur Kanji angezeigt die genau 13 Striche besitzen, sondern auch solche die aus aus 12-14, oder eben 11-15 Strichen bestehen. Wenn man sich also nicht ganz sicher ist ob man die Strichzahl richtig bestimmt hat, kann man die Zahl der Ergebnisse ausweiten. Natürlich muss man dafür dann evtl. durch mehr Sucherergebnisse schauen, um das gewünschte Kanji zu finden.

Nunja, das war jetzt ein Crashkurs, und hoffentlich halbwegs verständlich. Man kann das Nachschlagen von Kanji leicht üben indem man sich irgendwelche Zeichen aus japanischen Webseiten herauspickt und diese dann versucht mit JWPce zu finden. Sollte man hängen bleiben, kann man immernoch per Copy + Paste das jeweilige Zeichen in's Programm kopieren und sich dessen Info anschauen, um herauszufinden ob man z.B. bei der Strichzahl oder den Radikalen einen Fehler gemacht hat. So bekommt man mit der Zeit ein Gefühl für die Zeichen und erkennt dann leichter, welcher Teil das Radikal ist, oder aus wievielen Striche ein Kanji besteht.

Für Leute die bereit sind ein wenig Geld zu investieren würde ich "Langenscheidts Handbuch und Lexikon der japanischen Schrift: Band 1" empfehlen. Das Buch hat einen Einführungsteil in dem die Schrift ein wenig erklärt wird, der Hauptteil besteht jedoch aus dem Kanjilexikon, in dem die Standard Kanji mitsamt den ganzen Infos wie Lesungen, Strichzahl, Radikale, Beispielkomposita und auch Strichfolge abgedruckt sind. Zum einen kann man damit auch "unplugged" Kanji nachschlagen, zum anderen bietet es einen guten Leitfaden zum Kanji lernen wenn man das Buch wirklich von vorn bis hinten durch geht, denn die ersten Zeichen sind einfachere und häufigere Kanji, die man natürlich am besten zuerst lernen sollte.

Für's Lernen an sich ist es wohl am besten sich für jedes Kanji ein kleines Kärtchen zu machen, auf dessen Vorderseite das Zeichen selbst steht, auf der Rückseite Infos wie die Lesungen und Beispielkomposita. Das hat den Vorteil, dass man Kanji die man beherrscht aussortieren kann und sich zudem leicht selbst abfragen. Schreibt man die Zeichen immer nur in ein Heft, dann verliert man schnell den Überblick weil man z.B. zwischen 30 bekannten Zeichen eines hat das man vergisst. Einzelne Kärtchen kann man immer wieder neu arrangieren.

Schlusswort

Nunja, ich denke damit soll es das erstmal gewesen sein. Die drei Artikel hier sollen nicht dazu da sein alles von 0 an zu erklären, sondern sind einfach nur eine Ergänzung meinerseits zu den verschiedenen Methoden an's Lernen heran zu gehen.
Eine Sache noch, für Leute die mit dem Gedanken spielen an der Uni Japanologie zu studieren oder japanische Sprache als Nebenfach zu wählen: Ich kann euch echt nur nahelegen, euch frühzeitig mit der Sache zu beschäftigen. Ich kenne viel zu viele Leute die es nach ein, zwei oder mehr Semestern hingeschmissen haben, weil es ihnen dann doch zu viel wurde. Das waren meist diejenigen, die mit 0 Vorkenntnissen an die Sache heran gegangen sind, und die dann vom Lernstoff überwältigt wurden. Ich will niemanden demotivieren, aber es wäre einfach schade um die verlorene Zeit, denn die meisten vergessen danach alles was sie bis dahin gelernt hatten wieder.
Theoretisch sollte es zwar für das Studium keiner speziellen Vorkentnisse bedürfen, aber man würde ja z.B. auch nicht anfangen Informatik zu studieren obwohl man noch nie einen Computer angefasst hat. Also wenn man vorhat später etwas in die Richtung zu machen, sollte man versuchen ein gewisses Gefühl für die Dinge zu bekommen. Dann klappt's auch.

In dem Sinne: Viel Spaß beim Lernen! =)

3 Kommentare:

  1. Kleine Frage.. mich hat das erst etwas irritiert mit Katakana und Hiragana, aber ich denke ich habs soweit jetzt verstanden.
    Beides sind ja Lautschriften. Ich kann also das selbe Wort in beiden schreiben (auch in Kanji natürlich, aber das mein ich nich).
    Wenn ich jetzt "anime" schreibe
    あにめ
    アニメ
    Dann is das egal wie ich es schreibe? Darf man in einem Satz verschiedene Schriften nutzen? Gesprochen wirds ja eh gleich..
    (Das Wort hab ich witzigerweise direkt erkannt die Japaner 2 sagen^^)

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  2. Theoretisch könnte man "anime" in beiden Schriften schreiben, aber da das Wort von einem englischen Wort abgeleitet ist, schreibt man es mit Katakana. In einem Satz darfst du natürlich auch beide Schriften verwenden, bzw. solltest du sogar, falls eben Katakana Worte dort drin auftauchen.
    Die meisten Fremdworte, bzw. Worte aus Europa, also Anglizismen aber auch importierte deutsche Begriffe schreibt man mit Katakana. Zum Teil aber auch japanische Begriffe um sie hervorzuheben oder zu betonen. Oder halt einfach lautmalerische Dinge.

    Eine Ausnahme wäre z.B. Tempura. Das Wort kommt aus dem portugiesischen, wird aber normal mit Kanji geschrieben, also 天麩羅 oder öfter auch einfach 天ぷら.

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  3. [...] (sos-brigade.de, TMSIDR) Der Beginn einer Artikelreihe von TMSIDR über Importe, beginnend in diesem Artikel mit DVD und Blurays. TMSIDR stellt hier einige Importmöglichkeiten vor und erklärt Vorteile bezüglich Preisen, Angeboten und Zoll. 2. „Japanisch lernen Nr. 3 – Kanji“ [...]

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