Wie im vorigen Artikel versprochen, will ich das Thema "japanisch Lernen" hier ein wenig vertiefen, und mich einmal verschiedenen (online) Wörterbüchern widmen, und der Frage wie man in die Grammatik am besten einsteigt.
Wadoku.de
Das "Standardwerk" im deutschsprachigen Internet dürfte wohl Wadoku sein, ein Online Wörterbuch im Stil von Leo.org, nur eben für japanisch. Benutzen lässt sich das wie jede andere Internetsuche auch, d.h. man kann z.B. als Platzhalter ein * verwenden, was bei der Suche nach Kanji Komposita manchmal praktisch sein kann. Japanische Worte muss man in Kanji oder Hiragana eingeben, man kann auch gleich mehrere Worte eingeben und bekommt diese dann der Reihe nach angezeigt. Recht nützlich für Copy + Paste.
Wenn man deutsche Worte eingibt ist allerdings ein wenig Vorsicht geboten, denn die japanischen Ergebnisse sind nicht etwa nach Geläufigkeit oder Entsprechungsgrad geordnet, sondern nach ihrer Ordnungszahl. Das oberste Ergebnis einer Suchanfrage ist also oft ein Wort das nur entfernt etwas mit dem zu tun hat was man eigentlich sucht, während das gebräuchlichste Wort für das was man sucht nicht selten weiter unten in der Liste vergammelt.
Gibt man z.B. auf deutsch "Erfahrung" ein, bekommt man zuerst die Worte Geschmack, Gedanke, Karriere (2x) und dann, erst an fünfter Stelle, das Wort, dass einem wohl normalerweise zuerst einfallen würde, wenn man nach Übersetzung von "Erfahrung" fragt, 経験 (keiken).
Sucht man also nach dem passenden japanischen Wort, dann ist es nützlich zusätzlich noch ein anderes Wörterbuch zurate zu ziehn. Sehr zu empfehlen finde ich da folgendes:
Space ALC
Unter http://www.alc.co.jp/ findet man oben, unter "英辞郎 on the WEB" ein Eingabefeld, und dahinter einen Knopf mit der Beschriftung 英和・和英 zum Übersetzen. Das besondere an diesem Wörterbuch ist, dass es nicht einfach nur das Suchwort und seine Pendants in der Zielsprache anzeigt, sondern eine ganze Reihe von Übersetzungsbeispielen liefert, die teilweise ganze Sätze umfassen. So lässt sich herausfinden in welchem Kontext ein Wort verwendet wird, bzw. welches Wort aus den Suchergebnissen am ehesten zum jeweiligen Kontext passt. Zusätzlich gibt es noch Aufschluss über die korrekte grammatikalische Verwendung.
Um die Unterschiede hervorzuheben nehmen wir als Beispiel noch einmal das Wort "Erfahrung", wie schon bei Wadoku. Da das hier ein Englisch-Japanisches Wörterbuch ist, benutzen wir hier aber natürlich "experience".
Wenn man das einmal ausprobiert stellt man fest, dass nicht nur 経験 diesmal gleich als erstes angezeigt wird, sondern auch noch dessen Verbform (unter 他動) und darunter eine ganze Reihe an Beispielen in denen das Wort vorkommt. Damit lässt sich sozusagen auch das "grammatikalische Gerüst" bestimmen in das man das Wort einsetzen muss. (Wie bei vielen Worten ergibt auch hier z.B. das "-suru" am Nomen das Wort als Verb. Aus 経験 (keiken) wird 経験する (keiken-suru) - eine Erfahrung machen. Dazu wird angezeigt, dass man das ganze mit を (wo, bzw. o) benutzt - vor das を kommt also die Sache die man erfährt.)
Nagut, die grammatikalischen Einzelheiten mögen vielleicht denen die sich damit noch nicht so beschäftigt haben im Moment noch nicht ganz einleuchten, es sei aber gesagt, dass man sich Space ALC auf jeden Fall merken sollte und nach Möglichkeit damit ein bisschen herumspielen, und Dinge die interessieren nachschauen. Die Seite wird auch von professionellen Übersetzern genutzt, weil man Nuancen oder Konnotationen aufgrund der vielen Beispiele leichter erkennt.
In den Ergebnissen tauchen evtl. wieder Kanji auf die man noch nicht kennt, aber hier hilft dann ja ein Copy + Paste nach Wadoku.de. =)
Ein Beispiel noch, um es ein bisschen weiter zu erläutern: Einfach mal ganze englische Ausdrücke, wie z.B. "get to know" eingeben. Wenn man sich hier die Ergebnisse genauer anschaut dann kann man z.B. feststellen, dass, wenn es um Personen geht die man kennen lernt, im japanischen ein anderer Ausdruck verwendet wird als wenn es um Dinge oder Tatsachen geht. Auch hier wird natürlich wieder die grammatikalische Verwendung mit angegeben. Space ALC ist also nicht nur praktisch um Worte nachzuschlagen, sondern kann auch Hilfestellung bei der Suche nach der korrekten Grammatik leisten.
Grammatik
Wie gesagt, einiges mag zum Teil schon etwas weit gehen, wenn man bedenkt, dass im letzten Artikel noch vom Kana lernen die Rede war und sonst nichts. Bevor man Seiten wie Wadoku oder Space ALC sinnvoll nutzen kann, braucht man natürlich erstmal ein paar Grundlagen in Sachen Grammatik und auch Kanji.
Spätestens wenn man Hiragana und Katakana gelernt hat, sollte man sich also auf die Suche machen nach einer Einführung in die Grammatik. Diese gibt es im Internet en masse, besonders dann, wenn man sich nicht nur auf deutsche Erklärungen beschränkt, sondern auch englische Texte liest. (Ein deutsches Beispiel wäre hier zu finden.) Ansonsten wäre dies die Stelle, an der es wohl am sinnvollsten wäre sich ein Lehrbuch anzuschaffen.
Wirkliche Empfehlungen für ein bestimmtes Lehrbuch kann ich leider nicht aussprechen, was nicht heißen soll, dass sie alle schlecht sind. Ich möchte aber auch keine Empfehlung anhand der Amazon Rezensionen machen, wenn ich das Buch nicht selbst gelesen habe. Die Rezensionen kann sich schliesslich jeder selbst durchlesen. (Dabei sollte man übrigens bedenken, dass ein Buch, nur weil die meisten es mit 5 Sternen bewerten, nicht unbedingt gut sein muss. Es ist nunmal psychologisch gesehn so, dass man Dinge für die man bereits Geld ausgegeben hat gern auch als gut und nützlich ansieht. Übrigens die Grundlage für den Krieg PS3 gegen Xbox360 Anhänger ;)
Was ich auf jeden Fall empfehlen kann ist, dass das Buch möglichst früh, wenn nicht sogar gleich von Anfang an, die japanischen Worte mit Hiragana schreibt, oder sogar ein paar Kanji einführt. Nur so hat man auch etwas davon, die Hiragana bereits gelernt zu haben und festigt diese durch tatsächliche Benutzung.
Die "üblichen Verdächtigen" findet man hier jedenfalls wenn man bei Amazon nach "japanisch" sucht. Dabei scheint "Japanisch für Manga Fans" garnicht mal so schlecht, auch wenn es vielleicht durch das Cover und den Titel etwas unseriös wirken könnte. Aber zumindest geht es laut Rezensionen dort schnell voran und es wird auch die japanische Schrift benutzt. Das halte ich im Sinne eines Leitfadens zum lernen für sinnvoller als ein Buch das zwar einfach ist, aber nach dessen Lektüre man immernoch nicht sehr weit ist. (Siehe "Japanisch, bitte!" und dessen Rezensionen.) Wenn man etwas nicht versteht weil es zu kurz abgehandelt wird, gibt es im Internet immernoch genug Möglichkeiten sich gezielt zu informieren.
Ich könnte an dieser Stelle vermutlich auch damit Anfangen die Grammatik von 0 an aufzurollen, aber: Zum einen sind wie gesagt schon zig Beschreibungen dieser Art im Internet vorhanden und ich würde alles hier nur noch einmal wiederholen (und ich bezweifle, dass ich es besser erklären könnte), und zum anderen wäre es sozusagen ein Fass ohne Boden - selbst nach 30 Seiten hätte ich nicht einen Bruchteil der vollständigen Grammatik abgedeckt, und so weit wollte ich es dann hier doch nicht ausufern lassen. Stattdessen versuche ich lieber Methoden zu zeigen wie man sinnvoll an die Sache heran gehen kann. Nach dem Motto: Fang jemand einen Fisch und du machst ihn einen Tag lang satt, zeig ihm wie man fischt blabla, ihr kennt das. Konkrete Fragen versuche ich aber natürlich gern zu beantworten.
Ich nehme einmal an, dass die meisten die sich für die Sprache interessieren aus Richtung japanischer Filme, Anime oder Musik zu dem Thema kommen. Da z.B. Anime oder japanische Filme und Dorama Serien ja üblicherweise im O-Ton und mit Untertiteln konsumiert werden, kann ich nur empfehlen einfach mal genauer hin zu hören, und zu sehn ob man bestimmte Worte wieder erkennt, oder die grammatikalische Struktur erkennen kann. Oder, ob man nach der Lektüre von Seiten wie der weiter oben verlinkten, Dinge davon in den japanischen Dialogen wiederfindet.
Untertitel sind natürlich nicht immer eine wörtliche Übersetzung, sondern oft frei übersetzt, da es sonst auf Englisch/Deutsch sehr seltsam aussehen würde. Wenn also mal etwas nicht passt, sollte man daran nicht verzweifeln.
Gerade Dorama Serien kann ich zum lernen nur empfehlen, da die Situationen alltagsnäher sind, und das Vokabular dementsprechend auch.
Ach ja, ein kleiner Linktipp: https://www.msu.edu/~lakejess/kanjigame.html Ein Kanji und Kana Lernspiel. Hätte ich vielleicht im letzten Artikel schon verlinken sollen, aber es ist mir erst jetzt wieder eingefallen. Ich werde es dort nachträglich einbauen.
Mindestens einen Beitrag möchte ich noch schreiben um auf die Kanji etwas genauer einzugehn. Darin will ich erklären, wie man ein Kanji das irgendwo abgedruckt ist nachschauen kann. Dazu gibt es nämlich auch eine gute und kostenlose Software die glaube ich nicht allzu bekannt ist.
Wieder danke für den umfangreichen Artikel. Nützliche Tipps und gute Links. Hell, das Kanji Game ist Augenkrebs erregend, aber sehr gut.
AntwortenLöschenUnd ich bin froh, dass mein Affektkauf des Manga Kurses nicht so schlecht war. ;)
Ich freue mich schon auf deinen nächsten Artikel.
Hehe, danke. Solange es zumindest einem etwas weiter hilft, hat sich das Schreiben ja gelohnt. =D
AntwortenLöschen[...] (biomecha.wordpress.com, Miew) Miew packt in ihren Artikel einen kleinen Einstieg in japanische Kana. Lernmethoden, technische Tipps zur Zeichendarstellung im Internet und einen Anriss an Hiragana und Katakana sind in dem für Blogverhältnisse umfangreichen Beitrag zu finden. 3. „Japanisch lernen Nr.2 – Wörterbücher & Grammatik“ [...]
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