11.07.2010

Deutschland vs. Japan - Supermarkt & Badezimmer

Deutschland gegen Japan. Der Titel mag ein wenig irreführend sein, denn ich möchte nun wirklich keinen Konflikt einleiten, und auch bei der WM ist es ja zu dieser Begegnung nicht gekommen.
Aber wie ich schon in meinem Eintrag über Insekten in Deutschland und Japan will ich mal noch ein paar Aspekte des täglichen Lebens in beiden Ländern nebeneinander halten.

Supermarkt

Vielleicht sagt die Art wie man einkauft einiges über die Mentalität in einem Land aus. Abgesehn von den verkauften Artikeln, die sich natürlich unterscheiden, fallen noch ein paar andere Dinge in's Auge.

Japanische Supermärkte haben zum Beispiel keine Fliessbänder. Jeder Kunde stellt seinen Korb vor die Kasse, wo die Verkäuferin jeden Artikel per Hand über den Scanner hält, und auf der anderen Seite in einen anderen Korb legt, den man am Ende wieder mitnehmen kann.
Ich will nicht sagen, dass diese Methode schlechter ist, aber es dauert pro Kunde auf jeden Fall länger. Ikea Fillialen in Japan haben die Fließbänder z.B. durchaus, also kann man nicht behaupten, dass man in Japan nie auf die Idee gekommen sei, bzw. diese Idee nie zu Gesicht bekommen hätte.

In Deutschland dagegen sind in letzter Zeit sogar immer mehr Kassen eingeführt worden, bei denen die Kassiererin das Wechselgeld nicht selbst heraussucht, sondern es automatisch ein Stück weiter hinten in eine kleine Schale fällt.

Man könnte also sagen, dass das deutsche System "Massenabfertigung" ist, während man sich in Japan für jeden Kunden zumindest etwas Zeit nimmt. Japanische Kassiererinnen begrüßen jeden Kunden und bedanken sich anschliessend für den Einkauf. Das sind Standardfloskeln, die in Japan einfach dazu gehören. Auf die echte Laune oder Dankbarkeit der Verkäuferin lässt es also keinen Rückschluss ziehen. Sie MUSS gut gelaunt und freundlich sein, oder zumindest so wirken. Wie weit sich das mit den echten Gefühlen deckt ist die Frage, aber ich denke es bringt zumindest eine freundliche Atmosphäre in den Supermarkt, und das kommt letztendlich auch den Angestellten zugute. Soo furchtbar schwer ist ein wenig Höflichkeit schliesslich auch nicht.

Kassiererinnen in deutschen Supermärkten machen, wie vermutlich die meisten bestätigen können, nicht immer den fröhlichsten Eindruck. Dafür kann ich mir aber in Deutschland sicher sein, dass, wenn jemand nett und freundlich ist, es sozusagen "von Herzen" kommt, und nicht weil es vorgeschrieben ist.

Da es an der japanischen Kasse länger dauert, arbeiten dort im Durchschnitt wohl auch mehr Leute. (Kommt mir zumindest so vor.) Das hat zum einen den Vorteil, dass mehr Arbeitsplätze entstehen, zum anderen könnte es aber auch ein Faktor für die etwas höheren Preise in Japan sein.

Über die Qualität der Lebensmittel oder Waren an sich kann ich nichts sagen. Ich wüsste ja selbst gern, ob die Dinge die ich jeden Tag esse tatsächlich so gesund sind. Die Warenangebote sind natürlich auch auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten, und vermutlich auch auf die Verfügbarkeit. Hier gibt es in beiden Ländern eine Menge Dinge, die man im jeweils anderen vermissen kann.

Im Endeffekt ist es schwer, hier zu sagen welches Land mit besser gefällt, beide haben einfach ihre Vor- und Nachteile, bzw. unterschiede bei denen nicht wirklich eine Methode als "besser" heraussticht.

Badezimmer

Deutsche Badezimmer haben ein oder zwei Waschbecken, eine Badewanne, eine Dusche und eine Toilette. Zumindest in den meisten Fällen.
In japanischen Häusern sind diese Sachen meist aufgespalten in drei Räume, selbst (oder gerade) in kleinen Appartments. Das Waschbecken ist oft im gleichen Zimmer wie die Waschmaschine, die Toilette und das eigentliche Badezimmer (also der Raum in dem man dann tatsächlich badet) grenzen daran meist direkt an, sind aber durch Türen abgetrennt.
Die Badewanne/Dusche bzw. Ofuro sehen in etwa so aus:
Das auf dem Bild ist mein eigenes Badezimmer, ich gestatte an dieser Stelle mal den etwas privaten Einblick. Es ist ja zum Glück schön sauber und somit ein Musterbeispiel. Weiter oben, ausserhalb des Bildes ist noch eine weitere Haltung für den Duschkopf - man kann also auch im Stehen duschen und muss sich nicht etwa auf den Hocker rechts im Bild kauern. Trotzdem ziemlich klein mag man denken, und natürlich ist es im Quadratmetervergleich den meisten deutschen Badezimmern klar unterlegen. Aaaber die japanische Raumaufteilung hat ein paar ganz konkrete Vorteile:
Es kann zum Beispiel ein Familienmitglied duschen, während ein anderes sich die Zähne putzt und noch jemand anderes auf dem Klo hockt. Theoretisch ginge das zwar im deutschen Bad auch... ehrlichgesagt weiß ich nicht ob die meisten deutschen Familien so, äh, offen miteinander umgehen, aber naja.

Während man duscht hat man im japanischen Badezimmer mehr Platz. Zwar sind deutsche Badezimmer an sich größer, aber die Duschkabine ist dann meist doch nicht so groß. In Japan gibt es keine Duschkabine, also kann man sich viel freier bewegen. Dadurch, dass der kleine Raum mit einer Plastiktür abgetrennt wird, heizt sich die Dusche innen schneller auf. Im deutschen Bad muss man immer mindestens 20 Minuten duschen, damit das ganze Badezimmer so warm ist, dass man nach dem Verlassen der Duschkabine nicht schlottert.
Dadurch, und durch die kleinere Wasseroberfläche, weil die Badewanne quadratischer ist, kühlt auch das Badewasser in Japan nicht so schnell ab. Sehr Praktisch also.

Hier würde ich sagen, ist Japan deutlich im Vorteil.

Demnächst geh ich dann noch auf ein paar andere Dinge ein, wie z.B. öffentliche Verkehrsmittel oder Waschmaschinen. =)

7 Kommentare:

  1. Toller Artikel! Soetwas (Gegebenheiten anderer Länder, anderer Sitten) gefällt mir immer sehr gut. Bin schon auf deine weiteren Japan-Artikel gespannt. Mehr davon!

    AntwortenLöschen
  2. [...] (zakuabumi.wordpress.com, ZakuAbumi) Ein sehr guter Beitrag über das Bloggen in der deutschen Anime Blogosphäre. Mit Tipps und Hinweisen und zynischer Kritik gegenüber anderen Blogs. 2. „Deutschland vs. Japan – Supermarkt & Badezimmer“ [...]

    AntwortenLöschen
  3. Hmmm zu der Kälte in den Badezimmern: zumindest in unserem Bad gibt es eine Heizung - da ist es also sogar schon vor dem Duschen warm - gar kein Schlottern nötig :P

    ein + für deutsche Bäder?

    AntwortenLöschen
  4. Sehr interessanter Artikel, auch wenn es nur um gewöhnliche Dinge geht.

    Ich hatte mal gelesen, dass Bäder/Toiletten einen größeren Stellenwert in Japan haben als in D.
    So sind sie in Kaufhäusern nicht so versteckt, sondern zentraler "angeordnet" und deutlich sauberer. Bei uns muss man sich ja fast entschuldigen, wenn man mal aufs Klo will und wird dann noch abgezockt.

    Kannst Du das bestätigen?

    AntwortenLöschen
  5. Haha, die deutschen Klofrauen. Das ist auch so eine Sache über die man in anderen Ländern wohl nur den Kopf schüttelt. "Beruf: Klositzer"
    In Japan gibt's dafür öfter mal Leute die einfach nur Schilder halten. Da wo viele Fußgänger sind brüllen die auch immer Werbebotschaften, aber an Straßen für Autos sitzen sie auch nur da und halten ihr Schild.

    Wegen dem Stellenwert: Also ich habe es einmal so gehört, dass bei einem neugebauten Haus dann Gottheiten bzw. Geister dort einziehen (falls man an sowas glaubt). Ein Kami trägt einen großen Sack mit Geld und ist deswegen langsamer - der kommt als letztes ins Haus und dann ist nur noch das Klo für ihn frei zum wohnen. Deswegen ist es, wenn man reich werden will, wichtig das Klo sauber zu halten, weil der Kami mit dem Geldsack dann zufriedener ist. =)
    Wieviele Leute im Endeffekt an sowas glauben oder diese Erzählung so überhaupt kennen weiß ich nicht. Mag aber sein, dass solche Dinge unterschwellig Einfluss haben. Über die Qualität und Verfügbarkeit von öffentlichen Toiletten kann man sich jedenfalls nicht beschweren, denke ich.

    AntwortenLöschen
  6. Also Leute mit Schildern gibt es in D. auch, allerdings nur in den Großstädten. Manche von denen sind auch als Bratwurst, Kinokarte oder ähnliches verkleidet.

    Interessant finde ich Deinen Bericht über Kami.
    Das ist es, was viele Menschen so faszinierend an Deinem Land finden, während mich es kalt lässt, da ich lieber fasziniert den Bienen in meinem Kleingarten, nach dessen Gartenzaun die Welt zu Ende ist, nachsehe, oder im Winter den Schneeflocken, wenn mal welche herunterpurzeln.

    Es dieses Ding, was wir hilflos mit Tradition umschreiben und das bei uns nur noch irgendwelche Trachten und Schützenvereinsaufmärsche hervorbringt. Deiner Schilderung nach, scheinen solche alten "Geschichten" doch sehr viel stärker die heutigen Verhaltensweisen zu beeinflussen. Für "mein" Land fällt mir hingegen kein äquivalentes Beispiel ein.

    AntwortenLöschen
  7. Ich denke schon, dass in Deutschland auch sehr viele alte "Geschichten" (wenn man es so nennen will) einfluss haben. Alles was mit dem Christentum zusammenhängt z.B.
    Zum einen mal einiges an Bräuchen. Ok, auch in Japan feiert man Weihnachten, aber Ostern zum Beispiel nicht.

    Aber auch andere Sachen. In Japan zum Beispiel gibts zwar auch eine Menge Obdachlose, aber niemand davon bettelt. Ich glaube, dass Leute sowas in Deutschland machen hängt auch mit der Kirche zusammen, und deren Einfluss. Den Armen helfen, etc.
    Ich weiß nicht ob die Obdachlosen in Japan es nicht tun weil sie zu stolz sind, oder ob es daran liegt, dass ihnen einfach niemand was geben würde. Als ich das letzte Mal in Deutschland war, standen die Bettler dann sogar direkt neben dem Eingang vom Kölner Dom mit ihren Becherchen. Und das obwohl innen extra nochmal eine Spendenbox ist.
    Nach dem Erdbeben gab es natürlich auch in Japan viele Spenden für die Opfer, also so ist es nicht, aber bei Obdachlosen ist die Haltung irgendwie eher "Tja, selbst schuld!". Wie gesagt, dass das in Deutschland anders ist hat auch mit der "Tradition" Christentum zu tun.

    AntwortenLöschen