19.07.2010

Matsuri

Mal wieder ein etwas bild- und videointensiverer Eintrag.
Gestern war ich nämlich mit ein paar Freunden bei einem Matsuri, einem Volksfest bzw. Feier, wie sie zu dieser Jahreszeit ziemlich häufig sind.
Die Google Bildersuche liefert hier natürlich auch einige Resultate, allerdings findet man so eher Bilder von den größeren Straßenumzügen. In meiner Gegend finden die Matsuri eher in Parks statt, auf einer großen Wiese.

Erstmal ein paar Bilder, um einen ungefähren Überblick über die Größenordnung und den Aufbau zu geben. Die Bilder kann man zum Vergrößern übrigens anklicken.





In der Mitte des Platzes steht ein Holzgerüst an dem Schnüre mit Laternen befestigt sind, und umrahmt wird das ganze von einer Menge Buden in denen entweder Essen oder Getränke verkauft werden, oder in denen es Spiele gibt oder einfach billigen Plastikschnickschnack und Spielsachen zu kaufen gibt.


Die meisten Essensbuden verkaufen Sachen wie Okonomiyaki oder Takoyaki, aber auch oft "fried chicken" oder Frankfurter. Diese Würstchen heißen in Japan auch Frankfurter. Leider ist das Bild das ich von der Bude gemacht habe, die mit Würstchen im "deutschen Stil" und einer aufgemalten Deutschlandflagge geworben hat, total verschwommen geworden. Und naja, deutscher Stil... es war eben ein typischer "Franku" und damit im Vergleich zu deutschen Würstchen ziemlich weich. Ausserdem isst man die Dinger in Deutschland ja normalerweise nicht vom Spieß, aber gescheite Brötchen gibt's in Japan eben nicht.


Auch lustig war eine Bude die Döner Kebab verkauft hat, oder bessergesagt "Donel Kebab":



Der Spieß mit dem Fleischklumpen daran hat schonmal sehr authentisch gewirkt, aber eins der Endprodukte habe ich nicht genauer in Augenschein genommen. Dort auf dem Schild steht ja auch etwas von Chicken, also vermutlich war das ganze Ding auch nicht aus Lamm sondern eben aus Hühnchen.


Hier mal einige Bilder von ein paar der Spiele. Zum Beispiel Ringe werfen um Bilder von Promis zu ergattern, woohoo!


Beim Spiel im untersten Bild geht es darum, eine vorgestanzte Form mittels eines Reiszwecken auszustechen, ohne, dass diese kaputt geht. Das ist nicht gerade einfach, da die Formen immer auch sehr dünne Stellen haben die leicht mit kaputt gehn.


Und weil die Bilder die Atmosphäre nur halbwegs wieder geben können, hier nochmal ein kurzes Video:








Wie man merkt herrscht da natürlich eine Menge Lärm, nicht nur wegen der vielen Leute, sondern auch wegen der Musikkulisse, zu der in der Mitte auch Leute tanzen.
Die meisten Besucher sind entweder Jugendliche, also Schüler die mit ihren Freunden hin gehen, oder Eltern die ihre kleinen Kinder im Schlepptau haben. Und wie man sieht tragen viele Leute, besonders junge Mädchen, zu sowas auch gern mal einen Yukata.

Einen besonderen Anlass hat dieses Matsuri übrigens nicht. Der Tag darauf (also heute) ist "Umi no hi", der Tag des Meeres, und ein Feiertag, aber die Woche davor war an der selben Stelle auch schon Matsuri, also ein direkter Zusammenhang besteht glaube ich nicht.

Im Grunde lassen sich japanische Matsuri gut mit einer deutschen "Kirmes" vergleichen. Die kleineren Kirmes in Deutschland besitzen schliesslich auch nicht alle Achterbahnen und Autoscooter, sondern belaufen sich auf ein paar Schießbuden und ein Bierzelt. Matsuri stehen im Zusammenhang mit Tempeln, während Kirmes (was abgeleitet ist von "Kirchmess") mit der örtlichen Kirche in Verbindung stehn, aber im Endeffekt steht in beiden Fällen das Volksfest im Vordergrund.

Gegen 10 Uhr Abends ist bei einem Matsuri übrigens auch schon wieder Schluss, vermutlich aus Rücksicht auf die Anwohner. Auch wenn auf den Bildern und im Video der ganze Platz nämlich von Bäumen umrandet ist, stehen dahinter direkt wieder Häuser. Zwar bleiben einige Leute auch noch länger am Ort des Geschehens, da die Buden aber alle dicht machen löst sich das meiste tatsächlich gegen 22 Uhr schon auf, und die Straßen füllen sich dafür mit Leuten auf dem Heimweg.

6 Kommentare:

  1. Hey Miew,

    klasse Artikel. Mal wieder etwas mehr aus dem jap. (Alltags-)Leben gelernt. Jetzt weiß ich auch, dass ihr dort ein Pendant zu unserer Kirmes habt. Aber ich wette mit dir, dass unsere Würstchen hier besser schmecken. ;-P

    Fand auch super, dass du zu den Fotos mal ein Video hinzugefügt hast. Wär schön, wenn du das bei deiner nächsten "Doku" wieder miteinbaust. Vllt. könnteste dich dann am Ort des Geschehens auch etwas bewegen (filmerisch), damit man noch einen besseren Eindruck bekommt.

    Bin schon sehr auf deinen nächsten Beitrag in dieser Richtung gespannt.
    Keep up the good work!

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  2. Hey, schön, dass es dir gefällt. =)
    Die deutschen Würstchen schmecken auf jeden Fall besser, garkein Vergleich. Japan hat da irgendwie nicht besonders viel Auswahl.

    Mal schauen, ob ich noch irgendwas halbwegs interessantes finde, worüber es sich zu berichten lohnt.

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  3. Hi Miew,

    ich hab da mal ein paar Fragen an dich:

    Wie weit verbreitet ist eigentlich das Jugendherbergs-Netz in Japan bzw. gibt es dort auch Backpacker-Hostels? Und wie siehts mit den Preisen aus?

    Gibt es in Japan auch soetwas wie den Swiss Pass in der Schweiz, mit dem du für einen bestimmten Zeitraum freie Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und freien Eintritt in Museen hast?

    Und ganz wichtig: wie weit kommt man in Japan mit Englisch? Wird das nur an Touristen-Punkten (Flughafen, Hotel) gesprochen oder ist das auch "alltagstauglich"?

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  4. Also einen Pass für Verkehrsmittel gibt es, nämlich den Japan Rail Pass: http://www.japanrailpass.net/ Der gilt für die Bahnstrecken des JR Netzes. Das deckt den ganzen Kern von Tokyo ab und man kommt mit dem Pass dann auch umsonst per Shinkansen nach Kyoto usw., andernfalls kann das ein teurer Spaß werden. So einen Pass würde ich jedem Tourist empfehlen, denn die Bahn ist sicher das sinnvollste Fortbewegungsmittel.
    Die Bahnen in Japan sind übrigens privat, und es gibt einige verschiedene Netze. In der Gegend in und um Tokyo ist JR das Größte, in Kyoto dagegen ist JR nicht so stark vertreteten. Hier müsste man eventuell eine extra Tageskarte kaufen. Wenn man aber vorhat nach Kyoto zu fahren dann sicher mit dem oben genannten Shinkansen, und hier lohnt sich der JR Pass wie gesagt auf jeden Fall. Nur wenn man die ganze Zeit in Kyoto verbringen will ist der JR Pass wohl nicht so nützlich. Eintritt in Museen oder dergleichen gibt es damit aber so viel ich weiß nicht. Ob es so einen Pass für Museen gibt müsste ich mich auch erstmal erkundigen, habe ich aber noch nichts von gehört.

    Jugendherbergen gibt es auch. Schau mal hier http://www.jyh.or.jp/ oder hier http://www.hihostels.com/
    Da dürftest du fündig werden. Die Preise liegen glaube ich so etwa bei 3000 Yen pro Übernachtung, das sind ca. 20 Euro.
    Ansonsten sind günstige Hotels oder Pensionen dann wohl so ab 5000 Yen zu buchen. Falls du etwas abenteuerlustig bist: http://www.minshuku.jp/

    Mit dem Englisch ist es so ne Sache. Die meisten Japaner haben theoretisch einen recht guten Wortschatz, aber beim Hörverstehen, freiem Reden und wahrscheinlich auch dem Selbstvertrauen mangelt es dann arg. Mit Händen und Füßen sollte es aber theoretisch gehen, oder man muss eben so lang suchen bis man jemanden findet der die Sprache halbwegs beherrscht. Ich würde mal sagen, mit weniger gutem Englisch kommst du theoretisch auch besser durch. Wenn du jemand in perfektem Englisch ansprichst und fragst "Could you tell me the way to the nearest station please?" wird er eventuell nur verdutzt gucken, aber wenn du einfach fragst "Station?" dann bekommst du sicher eine Antwort. =)
    Ausgeschildert sollte aber eigentlich fast alles auch auf Englisch sein, solang man nicht gerade in die tiefste Pampa fährt, hehe. Speisekarten sind meist bebildert usw., nicht wie in Deutschland, wo man völlig aufgeschmissen ist im Restaurant wenn man kein Deutsch kann. Oh, ausser im Ramen Restaurant, da sind oft sogar die Preise in Kanji geschrieben, was sonst eigentlich ziemlich selten ist. =D

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  5. Super, danke für deine Antworten. Jetzt weiß ich schon etwas mehr.

    Oh, da fällt mir nochwas ein. Wie ist das eigentlich mit dem schnöden Mammon? Was ist gängier in der Handhabung? Plastikgeld (wenn ja, gibts da präferierte Sorten) oder Cash?

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  6. Bargeld ist das gängigste. Verschiedene Supermarktketten haben ihre eigenen Karten, die man mit Geld aufladen kann, und bei JR gibt es auch eine Karte die man auflädt statt immer einzelne Tickets zu kaufen. Mit der kann man auch an manchen Orten bezahlen. Ob man sich als Urlauber sowas zulegen muss... naja. Ist vielleicht nachher ein schönes Andenken, aber sonst denke ich nicht nötig. Die meisten Japaner bezahlen ihre alltäglichen Sachen auch mit Bargeld.
    Ach ja, mit einer normalen Bankkarte von z.B. Citibank, die dieses Maestro Zeichen hat, kann man an vielen japanischen Bankautomaten (Postamt z.B.) auch einfach vom deutschen Konto aus Geld abheben. Die Gebühren dabei sind nicht so hoch, 5 Euro oder so. Lohnt sich also erst wirklich ab etwas höheren Beträgen, aber ist sehr unkompliziert. Man muss also nicht gleich alles umtauschen und in Bar mit sich herum schleppen.

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