01.11.2010

Japanisch lernen mit K-on

Heute probieren wir mal etwas Neues. Da meine 3 Artikel zur japanischen Sprache (Hier, hier und hier) sich hauptsächlich darum drehten wie man an die Sache herangehen sollte, nicht aber konkret auf irgendwelche sprachlichen Dinge eingingen, fand ich das alles immernoch etwas "chuutohanpa", sozusagen ein wenig halbgar.
Da ich nach wie vor nicht vorhabe, eine Grammatik-Einführung von Null an zu machen und nach und nach durch alle Regeln zu gehn, und da viele Leute japanisch erstmal eh in erster Linie lernen wollen um Anime ohne Untertitel zu schauen, bzw. besser zu verstehen, habe ich mir überlegt, kann man die Dinge genausogut anhand eines Animes erklären.
Darum nehme ich jetzt K-on sozusagen als Lehrbuch, auch wenn das natürlich heißt, dass die Dinge nicht von den Grundlagen heraus aufgebaut werden, sondern alles etwas gemixter eingeführt wird. Dennoch: In meinen Augen interessanter als die x-te trockene Internet-Grammatikerklärung, und sicher auch nicht ganz schlecht für's Hörverstehen, wenn man sich die beschriebenen Parts dann anschliessend noch einmal angucken kann.

Warum gerade K-on? Ich muss sagen, eigentlich juckt mich die Serie persönlich überhaupt nicht, aber sie hat ein paar ganz einfache Vorteile: Zum einen ist es eine sehr beliebte Serie, d.h. die Chancen stehen gut, dass Leser XY, für den das ganze ja gedacht ist, gefallen daran finden wird. Zum anderen handelt die Serie von Alltagssituationen, also die Vokabeln und Sprache sind sicherlich hilfreicher und sinnvoller zu lernen als die Dinge aus irgendwelchen Fantasy-Anime, in denen die Hälfte der Dialoge aus Sachen besteht wie "Ich bring dich um du Mistsau!".

Glücklicherweise habe ich im Internet ein Transkript aller Dialoge gefunden, was mir die Arbeit erspart alles selbst nochmal abzutippen, die Serie wieder anzuhalten, weiter abzutippen usw.
Die Dialoge dort sind in Kanji geschrieben, wobei hinter jedem Kanji in Klammern nochmal die Lesung in Hiragana steht. Auch wenn ich jedem der es ernst meint nur nahelegen kann, sich möglichst früh alle Hiragana reinzupauken, werde ich hier vorerst nochmal die Romaji Version mit drunter schreiben.
Zuvor einmal über einige der ganz grundlegenden Grammatikregeln drüber geschaut zu haben kann natürlich niemandem schaden. Ich werde mir zwar Mühe geben alles möglichst gut zu erklären, aber um die Sachen einzuordnen kann es nicht schlecht sein, wenn man zumindest einige grundlegende Dinge über die Wortstellung usw. kennt. Falls noch Fragen offen bleiben, stehn natürlich die Kommentare zur Verfügung. Da werd ich dann versuchen eventuelle Unverständlichkeiten auszubügeln.
Ansonsten sollte man sich zur Ergänzung eventuell noch einen der im Internet verfügbaren Japanischkurse zuhilfe nehmen, wie z.B. diesen hier: http://www.j-kurs.jasms.de/j_kurs/j_01.html
Wenn jemand da noch bessere Seiten kennt, kann er die natürlich auch gern in den Kommentaren posten.

So, genug herum geredet, los geht's:

憂(うい)「おねえちゃ~ん、そろそろ起[お]きないと… おねえちゃ…」
Ui: Oneechaaan, sorosoro okinaito ...  oneecha- ...

Das Wort "Oneechan" dürfte wohl unter Anime Fans recht bekannt sein, die große Schwester, wobei -chan das Verniedlichungs-suffix ist.

"sorosoro" bedeutet in etwa so viel wie "allmählich". Vor ein Verb gestellt also, ähnlich wie im deutschen, in der Regel zu finden in Aussagen wie "Wir sollten langsam mal los gehn".

"okinaito", hier wird es schon etwas komplizierter. "okiru" ist die Grundform des Verbs "aufstehen", bzw. "wach werden". Die verneinte Form davon ist "okinai" - nicht aufstehen. Das Suffix -to an einem Verb bedeutet grob gesagt soviel wie ein im Deutschen vorangestelltes "wenn". Daraus ergibt sich also "okinai-to", was wörtlich übersetzt bedeutet "Wenn du nicht aufstehst...". Die Folge, also das Verschlafen ist dabei hier nur impliziert und wird oft weggelassen. Im Grunde heißt es also soviel wie "Du musst aufstehen!". Etwas tun zu müssen wird eigentlich immer so ausgedrückt, mit der verneinten Form des Verbs (-nai) + -to.


唯(ゆい)「は、八時[はちじ]!? 遅刻[ちこく]、遅刻[ちこく]!!」
Yui: Ha, hachiji!? chikoku chikoku!!

Hachi ist die 8, und mit -ji am Ende wird es zu 8 Uhr.
Chikoku bedeutet einfach nur Verspätung. Der Ausruf hier ist ein nettes Beispiel dafür, wie sich japanisch von Deutsch oder Englisch unterscheidet. Schliesslich klänge es komisch einfach nur "Verspätung!!" zu brüllen während man aus dem Bett springt, im Deutschen muss man da selbst in solcher Eile einen ganzen Satz mit Subjekt und Prädikat bauen und sagen "Ich bin zu spät!"
 

憂(うい)「何[なん]で急[いそ]ぐの?」
Ui: Nande isogu no?

"Nande" heißt warum. Für "warum" gibt es auch noch "Naze", wobei Naze eher verwendet wird wenn man Interesse am Grund für etwas hat, während "Nande" eher in Richtung Widerspruch geht.
"Isogu" ist "sich Beeilen", aber als Verb, also vielleicht am besten vergleichbar mit dem englischen "to hurry"
Das "no" am Ende ist quasi ein Fragezeichen in Grammatikform. Einfach nur "Nande isogu?" hätte aber auch funktioniert. "No" am Ende einer Frage klingt meist eher weiblich, als Mann sollte man also aufpassen, sonst klingt man schnell wie ein "okama", ein Transvestit oder eine Schwuchtel.
Im ganzen heißt der Satz also "Was beeilst du dich denn so?"


唯(ゆい)「ちこく~!」
Yui: Chikokuuu!

"Chikoku" kennen wir bereits, siehe oben.


おばさん「あら、ゆいちゃん。」
Obasan: Ara, Yui-chan

Obasan bedeutet Tante, und kann wie im deutschen sowohl für das verwandschaftliche Verhältnis benutzt werden, als auch für einfach "die Tante da" (salopp gesagt), also irgendeine Frau leicht fortgeschrittenen Alters. Gleiches gilt übrigens für die männliche Variante "ojisan"

"Ara" ist ein Ausruf, in etwa wie "Huch", wobei Ara so ein bisschen "typisch Obasan" ist.


唯(ゆい)「おはよう!」「あれ? 見[み]間違[まちが]えたー!」「今日[きょう]から…高校生[こうこうせい]!」
Yui: Ohayou! Are? Mimachigaeta...! Kyou kara koukousei!

"Ohayou" ist guten Morgen, das ist denke ich auch recht bekannt.
"Are" ist wieder der Ausruf, wie bei "Ara" zuvor, nur mit weniger Obasan. ;)
"Mimachigaeta" - "Mimachigaeru" wäre die Grundform des Verbs, "sich vergucken" bzw. sich täuschen. Die Endung der Grundform -"ru" wird weggelassen und durch ein -ta ersetzt, um die Vergangenheitsform zu bilden. "Ich habe mich verguckt!"
Die Bildung der Vergangenheitsform lässt sich nicht in einem Absatz beschreiben, da es verschiedene Arten von Verben gibt, die jeweils etwas anders modifiziert werden müssen. Bei solchen die in der Grundform auf -ru enden, und das sind eine Menge, reicht es in der Regel, das -ru durch ein -ta zu ersetzen und schon hat man die Vergangenheitsform.
Im Deutschen wäre es also quasi "Huch, ich hab mich verguckt!", also die Uhr falsch abgelesen. Hier sieht man auch wieder schön, wie es im Japanischen möglich ist sehr viel weg zu lassen, und einfach nur das Verb zu sagen, wobei die Vergangenheitsform dort mit drin steckt und das "Ich" so selbstverständlich ist, dass es weggelassen wird.

Eine Szene später dann, in der Aula:
"Kyou kara koukousei" Kyou heißt Heute, und Koukousei heißt "Oberschüler", also die letzte Phase des japanischen Schulsystems, in etwa zu vergleichen mit der deutschen Oberstufe.
Das "kara" heißt im Zusammenhang mit "kyou" dann "von heute an". Kara kann verschiedene Bedeutungen haben, und eine davon ist "von ... an/aus", wobei das räumlich oder zeitlich zu verstehen ist.

Wenn man nach dem Lehrbuch lernt, dann findet man wahrscheinlich als erstes die Erklärung der Partikel "wa", und vielleicht wundert es manche die sich schon ein paar Grundlagen angeschaut haben, dass es hier einfach nur "kyou kara koukousei" heißt, wenn es doch laut Lehrbuch eigentlich mehr sowas sein müsste wie "kyou kara, watashi wa koukousei desu". Dabei wäre dieser Satz natürlich auch nicht falsch, aber wie vorher schon gesagt wird eben im Alltag doch oft sehr vieles weggelassen was sich durch den Kontext von allein ergibt. Zudem wäre die lange Variante des Satzes als Gedankengang wohl auch etwas umständlich, so als würde sich jemand denken "Vom heutigen Tage an bin ich eine Oberschülerin." im Vergleich zu "Jetzt bin ich Oberschülerin!"

入学おめでとうございまーす!
Schülermeute: Nyuugaku omedetou gozaimasu!

"Nyuugaku" ist der Schuleintritt, bzw. die "Einschulung", was nicht nur zum Grundschulantritt verwendet wird, sondern eben wie hier auch an einer Oberschule, bzw. später auch an der Uni.
Omedetou gozaimasu bedeutet Herzlichen Glückwunsch.

是非テニス部へ!
Zehi Tenisu-bu e!
是非柔道部へ!
Zehi Judo-bu e!
是非茶道部へ!
Zehi sado-bu e!
是非珠算部へ!
Zehi shuzan-bu e!
是非の是非!
Zehi no zehi!

Yui wird von ihren Mitschülern bedrängt doch bitte einem der Clubs beizutreten. Wie man vielleicht weiß gibt es an japanischen Schulen eine ganze Menge solcher Aktivitäten.
"Zehi" heißt wörtlich etwa "ganz bestimmt", "ganz sicher" oder "auf alle Fälle", ist hier aber eher als Bitte bzw. Aufforderung gemeint, danach folgt jeweils der Name des Clubs. Da wären:
Tenisu-bu, der Tennisu Club,
Judo-bu, der Judo Club (wer hätte das gedacht?),
Sado-bu, der Teezeremonie Club
Shuzan-bu, der Abakus Club, also dieser Rechenschieber.

Zehi no Zehi, also etwa "Bitte Bitte"! Wenn man's mit noch mehr Nachdruck sagen wollte, ginge auch sowas wie "Zehizehi no Zehi".

An dieser Stelle sind wir bei etwa dreieinhalb Minuten in der ersten Episode, und das auch noch inklusive eines ca. einminütigen Intros, dessen Lyrics ich hier umgangen habe.
Ein Stück weiter als bis zu dieser Stelle habe ich die Erklärungen schon geschrieben, ein Nachfolgeartikel folgt also ganz bestimmt. (Hab es sonst ja nicht unbedingt so mit dem Fortführen meiner Ideen *räusper*)
Vielleicht fasse ich die Vokabeln hier auch noch in eine Liste zusammen und erstelle die eine oder andere Tabelle für grammatikalische Endungen. Auch wenn es sowas denke ich im Internet eigentlich eh oft genug zu finden gibt... also vielleicht klaue ich es auch einfach per Copy & Paste von irgendwo anders. =]

Vorerst hoffe ich mal, dass das Geschreibsel hier sich gelohnt hat, und einige Japanischlerner damit etwas anfangen können.

4 Kommentare:

  1. Des Berufes wegen möchte ich mir die Sprache langsam auch mal mehr aneignen, damit ich über simplen "Nanji desu ka?"-Small Talk hinauskomme. Die Kurse an den örtlichen Volkshochschulen liegen zeitlich aber immer so ungünstig aufgrund der Arbeit -.-

    Trotzdem vielen Dank für deine Mühen :)

    AntwortenLöschen
  2. Wenn du die Sprache berufstechnisch verwenden kannst, dann kannst du es ja vielleicht offiziell als berufliche Weiterbildung bezeichnen, und dafür dann frei bekommen. =)

    AntwortenLöschen
  3. Hiragana und Katakana kann ich einigermaßen, aber über diesen Punkt hinaus zu gehen, dafür hat mir bisher die Motivation gefehlt.

    Mit praktischem Bezug ist es gleich interessanter und deine Erklärungen sind gut. Oder anders gesagt: Leser XY hier, gefällt mir.

    Sind die 「」 gleichzusetzen mit Anführungszeichen?

    AntwortenLöschen
  4. Wow! Tolle Sache!
    Ich kann mit den Schulbrowsern zwar die japanischen Zeichen nicht anzeigen lassen, werde mir das aber zuhause noch mal ansehen. Das ist wirklich eine tolle und praktische Art, japanisch zu lernen. (Ich habs ja mal wieder aufgegeben) Aber danke schon mal im Vorraus.

    AntwortenLöschen